Plagiate online kaufen: Ein riskantes Geschäft

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Eine Welt voller Fälschungen

Torben Platzer hat kürzlich eine Vielzahl von Fake-Produkten über die Online-Plattform Temu erworben, darunter Nachahmungen bekannter Marken wie eine Nintendo Switch oder eine SmartWatch. Das Ziel war es, zu zeigen, wie nahe diese Replikate an die Originale herankommen und gleichzeitig auf die damit verbundenen Risiken hinzuweisen.

Markenkleidung, Luxusuhren und die neueste Technik gelten als Statussymbole, besonders für junge Erwachsene. Dementsprechend steigt die Nachfrage und damit auch die Preise für diese Güter kontinuierlich an. Bei der Luxus-Boutique Chanel, welche vorrangig für elegante Handtaschen und edle Parfüms ist, haben sich seit dem Jahr 1990 die Preise verdreifacht.

Nicht überraschend boomt deshalb auch der Markt für Plagiate. Während vor einigen Jahren noch hinter vorgehaltener Hand und nur im engsten Freundeskreis erzählt wurde, dass man sich im Urlaub eine Markenfälschung für oftmals kleines Geld zugelegt hat, können Plagiate heutzutage in vielen Onlineshops erworben werden. Laut einer Umfrage gibt sogar jeder dritte Deutsche zu, bewusst gefälschte Markenware gekauft zu haben, und zeigt sich mit den erworbenen Produkten zufrieden. Neben dem niedrigeren Preis sind vor allem soziale Anerkennung und das Bestreben, Influencern nachzueifern, treibende Kräfte hinter diesem Trend.

Influencer zeigen Plagiate in Ihren Videos aber nicht nur um anzugeben oder Klicks zu bekommen, auch finanzielle Aspekte spielen eine Rolle. Unternehmen wie SaraMart zahlen über ein Affiliate-Programm nämlich 12% Provision für alle Verkäufe, die über den Affiliate-Link des Influencers zustande kommen. SaraMart selbst schreibt, “Unsere Top-Affiliates verdienen über 30.000 US-Dollar monatlich und mehr”. Die angeblich mehr als 30 Millionen hochwertigen Artikel würden zu erschwinglichen Großhandelspreisen angeboten. Oder wie Torben formuliert: “Billig Fakes für so ziemlich alles”.

Torben hätte gern einige Artikel bei SaraMart bestellt, um sich von der Qualität und den Preisen selbst ein Bild machen zu können. Zum Zeitpunkt seines Experiments war SaraMart jedoch temporär vom Netz. Ob es technische Probleme gab oder geplante Wartungen ist nicht bekannt. Der Shop selbst hat die interessierten Kunden lediglich damit vertröstet, bald wieder erreichbar zu sein.

Das orange Logo mit dem Namen hat Torben jedoch einen anderen Anbieter ins Gedächtnis gerufen. Den chinesischen E-Commerce-Marktplatz Temu. Bei Temu gibt es ebenfalls günstige Produkte zweifelhafter Herkunft und auch aus Plagiaten macht man mein Geheimnis. Es werden nicht nur Designs als Inspiration genutzt, sondern im Zweifel versucht, bis ins kleinste Detail zu kopieren.

Bestellprozess bei Temu

Torben Platzer hat nach verschiedenen Dingen wie einer Rolex und einer Cartier Uhr geschaut. Natürlich gibt es die Originale nicht auf Plattformen wie Temu, dafür aber Plagiate, welche dem jeweiligen Original durchaus ähnlich sehen können. Torben hat sich also eine Mischung verschiedener Produkte zusammengestellt.

Wären all die Artikel die originalen gewesen, läge der Gesamtwert bei über einer Million Euro. Für die Temu Plagiate hat er jedoch nur 362 Euro gezahlt. Torbei fiel dabei auf, dass Temu aktiv verhindert hat, dass der Warenwert einer Bestellung zu hoch wird. Die Grenze dabei lag in diesem Fall bei 176 Euro. Hintergrund dessen ist vermutlich, dass es sonst zu Problemen mit dem Zoll kommen könnte, weil für Pakete ab 150 Euro die Einfuhrumsatzsteuer fällig wird.

Torben musste also insgesamt 3 Bestellungen aufgeben. Zwei davon kamen versetzt um einen Tag mit DHL, die dritte Bestellung über Hermes kam kurz vor Ende des Experiments mit knapp einer Woche Verspätung. Was Torben außerdem auffiel, war, dass die Temu Beutel dieses Mal deutlich dezenter waren, Weiß mit orangem Temu Logo und URL, im Vergleich zu den knallig orangen Tüten aus seinem ersten Temu Selbstversuch.

Schmuck Plagiate von Temu

Das erste Plagiat, das Torben sich genauer anschaut, basiert auf einer Patek Philippe Nautilus Armbanduhr, welche im Original etwa 150.000 Euro kostet. Das Armband der originalen Nautilus ist aus Stahl. Bei der Produktfälschung sollte das ebenfalls so sein, von Gewicht und Verarbeitung kann Torben dem jedoch nicht zustimmen und geht von einem günstigen Leichtmetall aus.

Die zweite Armbanduhr aus seiner Bestellung soll eine Cartier Santos Iced Armbanduhr im “Iced Out” Design darstellen. Das Original kostet hierbei um die 10.000 Euro. Die Nachbildung sieht an sich nicht schlecht aus, aber sowohl der Verschluss des Armbands als auch die Verarbeitung insgesamt weisen schnell auf eine Produktfälschung hin.

Aus der Schmuck-Kategorie hat Torben sich ein Plagiat basierend auf dem Cartier Love Bracelet bestellt. Das Original kostet um die 5.000 Euro. Torben besitzt das Original und kann es daher mit dem Plagiat direkt nebeneinander vergleichen. Die sichtbaren Unterschiede sind unterschiedliche Schraubenköpfe, Kreuz- statt Schlitzschrauben. Bei dem Original muss die Schraube geöffnet werden, damit man das Armband an- oder ablegen kann. Deshalb erhält man bei der Bestellung auch einen passenden Schraubendreher von Cartier. Bei der Fälschung wird das Armband einfach auf- und wieder zugedrückt. Auch farblich ist der Unterschied einfach auszumachen, denn das 750er Gold des originalen Cartier Armbands ist deutlich heller als die Goldfarbe des Fakes.

Das zweite Armband seiner Bestellung war eine Nachbildung des Cartier Juste un Clou Armreifs in gelbgold mit 20 Diamanten. Der Originalpreis liegt bei rund 5.500 Euro. Der Goldton des Plagiats kam laut Torben ähnlich schlecht an den des Originals ran, der Öffnungsmechanismus, die Stabilität und Verarbeitung waren jedoch vergleichbar.

Als drittes Armband hat er sich für eine Nachmache des Cartier Trinity Armbands entschieden. Zu diesem sagt Torben, dass es am unauffälligsten ist, vor allem wenn er es mit seinem originalen Cartier Love Armband kombiniert.

Das schlimmste Plagiat aus der Schmuck-Kategorie ist jedoch die Fälschung eines Van Cleef & Arpels Alhambra Armbands. Der Originalpreis liegt bei rund 5.500 Euro und der Fake sieht aus, als käme er aus einem Kaugummiautomaten.

Billige Markenfälschungen aus China

Zusätzlich zu den Schmuckartikeln hat Torben einen Reiserucksack bestellt, mit einem Print, der an Gucci angelehnt ist. Der Rucksack sieht auf den ersten Blick nach einem Lederrucksack aus, das Material erinnert dann aber sowohl von der Haptik als auch vom Geruch an ein aufblasbares Planschbecken für Kinder.

Torbens persönliches “Highlight” ist ein nachgemachter Ikea-Teppich von Virgil Abloh mit dem Aufdruck “Keep off” aus dem Jahr 2019. Das Original wird im Internet mittlerweile für 2.500 Euro gehandelt. In manchen Fällen sogar für über 6.000 Euro.

Das Plagiat von Temu ist aus billigem Polyester gefertigt und lediglich eine Badematte mit entsprechenden Gummi-Stoppern auf der Unterseite.

Bei Kleidung und Accessoires gehen die Fälschungen dann sogar noch einen Schritt weiter. Hier versucht man nicht, möglichst nah an das Original zu kommen, sondern dieses wirklich eins zu eins zu kopieren. Das kann auch Konsequenzen nach sich ziehen. Fallen dem Zoll die Produkte in die Hand und erkennen die Fälschung als solche, dürfen die Zollbeamten die Artikel, nach Prüfung beim Rechteinhaber, vernichten. Sogar unabhängig vom Wert der eingeführten Waren.

Rechtliche Konsequenzen können jedoch auch drohen. Und das nicht nur gegenüber dem Verkäufer, sondern auch dem Kunden. 30 bis 180 Tagessätze bei Erstvergehen, Freiheitsstrafen bis zu 5 Jahre, bei weiteren Vergehen sind dabei im gesetzlichen Rahmen vorgesehen. Torben stellt deshalb auch klar, dass er alle Produktfälschungen nach Abschluss des Videodrehs zerstören wird.

Als nächstes zeigt Torben das Plagiat einer Rhude Shorts. Das Logo wurde dabei vollständig übernommen und auch bei der Kordel haben die Fälscher versucht, so nah wie möglich ran zu kommen. Die Dicke und der Farbton passen jedoch im Direktvergleich nicht komplett. Eine originale Rhude Shorts besteht beim Außenmaterial zu 60% aus Cupro, also Kupferseide, und zu 40% aus Viskose, Kunstseide. Lediglich das Innenmaterial besteht zu 100% aus Polyester. Die Fälschung wiederum besteht sowohl innen als auch außen zu 100% aus Polyester.

Die Macher einer schlecht gefälschten Dsquared Icon Cap, auf der beim Original am Hinterkopf das ikonische “Dsquared” steht, hat scheinbar große Probleme beim Lesen. Anders kann man sich das aufgesetzte “DSQICOND2” nicht erklären. Auch die restliche Qualität ist ein riesiger Unterschied. Während das Original zum Großteil aus Baumwolle besteht, ist die billige Fälschung beinahe vollständig aus Plastik.

Die Fälschung eines Adidas Yeezy Schuhs zählt Torben simpel zu der vermutlich schlechtesten Fälschung auf dem Markt.

Bei einem anderen gefälschten Nike-Schuh wurden verschiedene Marken vereint, die noch nie eine Kollaboration hatten und vermutlich nie haben werden.

Ein weiteres Produkt waren Handtücher mit einem klassischen Design von Versace. Diese haben jedoch so chemisch gerochen, dass Torben befürchtet, dass er auch nach mehrmaligem Waschen diesen Geruch nicht aus den Handtüchern bekommt.

Bei den Louis Vuitton Millionaires Sunglasses stimmt zumindest die grundsätzliche Silhouette überein. Der Goldton der Fälschung ist etwas blasser als beim Original und Verzierungen wie der Louis Vuitton Schriftzug auf der Bügel-Innenseite fehlen komplett.

Auch bei der Fälschung einer Cartier Brille wurde sich nicht allzu viel Mühe gegeben. Die Bügel sind so schlecht verarbeitet, dass Torben befürchtet, dass sie schon bei der zweiten Nutzung in irgendeiner Art und Weise brechen werden.

Freche Temu Elektronik Imitationen

Als nächstes geht Torben auf ein Nintendo Switch Plagiat ein. Der portable Handheld, der ihm geliefert wurde, ist lediglich ein Emulator, der es erlaubt, verschiedene bereits vorinstallierte Retro-Spiele zu spielen. Die Optik orientiert sich dabei wie bereits erwähnt an einer Nintendo Switch beziehungsweise einer Switch Lite, da die Seiten nicht abnehmbar sind. Ein weiterer Unterschied zum Original ist, dass die Fälschung kein Touchdisplay hat und die Steuerung nicht immer akkurat funktioniert. Auch die Akkuleistung lässt zu wünschen übrig. Bereits nach 3 Stunden war Schluss und das Gerät musste aufgeladen werden. Obwohl es sich ganz klar um eine Produktfälschung handelt, war Torben dennoch enttäuscht, weil er sich für den Preis von knapp 85 Euro doch etwas mehr erhofft hatte.

Eine weitere Fälschung aus dem Elektronikbereich waren Philips Hue Lampen. Während bei den originalen Hue Lampen alle Lichter über eine App im Hub bedient werden können, um eine angenehme durchgängige Atmosphäre zu schaffen, werden die Fakes über eine billige Fernbedienung gesteuert, die vergleichbar ist mit den Fernbedienungen von LED-Streifen.

Ein Produkt, das sicherlich zu den am meisten gefälschten gehört, sind die In-Ear-Kopfhörer von Apple. Das Plagiat der AirPods hat Torben bei Temu weniger als 5 Euro gekostet und war auch in schwarz verfügbar. Das ist etwas, wo Apple definitiv noch nachlegen könnte, da die AirPods zum Zeitpunkt des Videos lediglich in weiß erhältlich sind. Torbens iPhone hat die In-Ear Kopfhörer sofort erkannt. Probleme beim koppeln gab es dementsprechend nicht. Der Sound war jedoch relativ dumpf und er hatte das Gefühl, dass eine Seite etwas lauter als die andere war.

Außerdem hat Torben noch eine Bluetooth Soundbox getestet, die vom Design stark an JBL erinnert. Im Vergleich zum Original ist die Verpackung weniger hochwertig, die Optik inklusive Logo ist geradezu frech kopiert. Und selbst der Startsound der Box wurde von JBL geklaut. Die Soundqualität hat jedoch gegen JBL absolut keine Chance. Es fehlt an allen Ecken und Enden. Die Dynamik reicht nicht aus, die Tiefen sind nicht tief genug, die Höhen nicht hoch genug. Der Sound im Vergleich erinnert allenfalls an ein altes, deutlich in die Jahre gekommenes Radio.

Ebenfalls ein Produkt, das immer mehr im Trend liegt und quasi bei keinem Elektronikhersteller fehlt, sind Smartwatches. Das Plagiat von Temu erinnert bei Verpackung, Design und Anzeige stark an eine Apple Watch. Das kleine Touchdisplay funktioniert “okay”, scheint aber laut Torben auch nicht immer einwandfrei zu reagieren. Wo Torben große Probleme hatte, war die Synchronisierung der Kontakte. Er erhielt immer wieder die Meldung, dass der Akkustand der Smatch Watch zu niedrig war, obwohl dieser bei etwa 22% lag.

Die Pulsmessung fiel erstaunlich akkurat aus, wie Torben in seinem Test zeigen konnte. Als Referenz galt dabei der “Oura Ring”. Grund für Torbens Skepsis bei der Pulsmessung ist, dass er in einem YouTube Video gesehen hat, wie die Temu Smartwatch an einen Gummiarm gehalten und ein angeblicher Puls gemessen wurde. Als Torben seine Temu Smartwatch an eine Banane gehalten hat, wurde hier ebenfalls ein Puls dargestellt. Torben erklärt jedoch, dass dies auch bei dem Oura Ring der Fall ist und an dem Messverfahren liegt. Diese Pulsmessgeräte senden ein grünes Licht aus, das von der Haut reflektiert wird. Dies funktioniert sowohl am Finger, dem Handgelenk als auch bei einer Banane. Legt man den Oura Ring oder auch die Smartwatch auf die Couch, wird relativ schnell erkannt, dass die Geräte aktuell nicht getragen werden.

Viel bedenklicher fand Torben, dass der NDR die Smartwatch geprüft und festgestellt hat, dass sich Blei auf der Platine befindet. Daher muss sich für eine Einfuhr nach Europa auch das “CE-Zeichen” auf der Verpackung befinden, um zu bestätigen, dass die Sicherheitsstandards eingehalten werden. Torben vermutet jedoch, dass das CE Zeichen einfach selbst aufgedruckt wurde. Das Problem dabei ist, dass es auf TikTok, Instagram und YouTube einige Videos von Elektronikartikeln von Temu gibt, die alles andere als sicher sind. Von schmelzenden Ladekabeln bis hin zu rauchenden Ladesteckern ist alles dabei.

Temu selbst weist dabei jegliche Schuld von sich, da sie sich nur als “Vermittler” und nicht als “Verkäufer” sehen. Der Verbraucherschutz sieht das zwar anders, aber aus der EU heraus wird man Temu in China vermutlich nicht belangen können.

Die Gefahren des Fakeshoppings

Die Welt der Fakes und Replikate mag auf den ersten Blick verlockend erscheinen, doch die Erfahrung von Torben enthüllt die dunkle Seite dieses Geschäfts. Neben der Unterstützung von fragwürdigen Geschäftspraktiken bergen Plagiate gesundheitliche und rechtliche Risiken für die Käufer.

Eine Fake-Smartwatch, die Blei auf der Platine enthält, ein Material, das nicht EU-konform ist und gesundheitliche Schäden verursachen kann. Und trotzdem schafft es diese Uhr einfach eingeführt zu werden, weil entsprechende Siegel einfach genauso gefälscht werden. Der Kauf dieser Nachahmungen kann außerdem zu rechtlichen Problemen führen, da im Falle des Imports von Fälschungen Bußgelder oder sogar Haftstrafen drohen.

Zudem wirft Torben Platzer ein Schlaglicht darauf, dass hinter Temu ein Unternehmen steht, das bereits in der Vergangenheit wegen schlechter Arbeitsbedingungen, Datenklau und Malware in die Kritik geraten ist. Dies unterstreicht die moralischen Bedenken beim Kauf von gefälschten Produkten. Man sollte sich stets für die Originalware entscheiden. Diese mag auf den ersten Blick teuer erscheinen, doch die Gefahren für Gesundheit, die rechtlichen Konsequenzen und das Unterstützen unmoralischer und menschenunwürdiger Arbeitsbedingungen ist für die vermeintliche Ersparnis viel zu hoch.

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