Koffer-Auktion: Lohnt sich das Risiko?

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Ein spannendes Experiment

Jedes Jahr gehen allein bei der Lufthansa etwa 200.000 Koffer und Taschen im weltweiten Flugverkehr verloren. 8.000 dieser verlorenen Gepäckstücke werden weder vermisst noch abgeholt und landen nach einer dreimonatigen Aufbewahrungsfrist in Auktionen, die zunehmend auch online stattfinden.

Torben Platzer hat sich ein interessantes Experiment überlegt: er ersteigerte für mehr als 1.500 Euro verlorene Koffer online über das Auktionshaus Clesle, um herauszufinden, ob sich ein solches Investment überhaupt lohnt oder ob die wertvollen Sachen bereits vorher entwendet werden.

Das Auktionshaus Clesle arbeitet dabei im Auftrag von Lufthansa, Eurowings und Condor und versteigert verlorenes Gepäck für diese Fluggesellschaften bereits seit einigen Jahren. Die Auktionen laufen bei jedem Gepäckstück 48 Stunden und das Interesse scheint groß zu sein. Manche Gepäckstücke erreichen schnell einen dreistelligen Auktionswert.

Damit Torben ausschließen kann, einfach nur Glück oder auch Pech gehabt zu haben bei dem Kofferinhalt, hat er insgesamt 5 verschiedene Gepäckstücke ersteigert. Dabei staunte er nicht schlecht, als auf die 1.340 Euro für die 5 Gepäckstücke noch 18% Auktionsgebühr in Höhe von 241,20 Euro, sowie 19% Mehrwertsteuer auf die Auktionsgebühr in Höhe von 45,83 Euro aufgeschlagen wurden. Auch die Verpackungs- und Versandkosten für 103,50 Euro kamen dazu. Schlussendlich zahlte Torben 1.730,53 Euro für die 5 Gepäckstücke.

Zudem hat Torben sich überlegt, einen Koffer nicht für sein Video zu öffnen, sondern ihn an einen Zuschauer zu verlosen. In seinem Selbstexperiment wird daher nur der Inhalt von 4 Koffern gezeigt. Torben betrachtet die Auktion als Investment und wird daher auch versuchen, die Inhalte der Gepäckstücke zu verkaufen, um zu sehen, ob sich der Preis gelohnt hat.

Was verbargen die Koffer?

Torben merkt zuerst noch an, dass die Koffer nicht verschlossen sind und vom Zoll vorab einmal geöffnet wurden. Der Hintergrund dabei ist, dass beispielsweise feuchte Kleidung, verderbliches, aber auch illegale Gegenstände und Datenträger entfernt werden. Auch Bargeld wird aus den Koffern entnommen. Einen Geldkoffer zu ersteigern bleibt also maximal ein Wunsch. Elektronische Geräte wie Laptops und Co., sofern vorhanden, sollten jedoch in den Koffern verbleiben.

Nachdem Torben sich Handschuhe zur eigenen Sicherheit angezogen hat, da er nicht weiß was in den Koffern ist und er mit nichts unhygienischen in Kontakt kommen möchte, schnappt er sich Koffer Nummer 1, ein Hartschalenkoffer, der für 260 Euro versteigert wurde.

In dem Koffer befanden sich Kleidungsstücke unter anderem von Ralph Lauren und Nike. Auch von Tommy Hilfiger gab es ein paar Teile. Das vermutlich interessanteste waren die Bose 700 Kopfhörer, welche sogar noch an waren. Das Ladekabel war allerdings nicht vorhanden oder wurde vom Zoll standardmäßig entfernt. Bei diesem Koffer hat Torben jedoch nicht das Gefühl, dass er mit einem Gewinn rausgehen wird.

Koffer Nummer 2 hat während der Auktion 300 Euro gekostet. Enthalten waren selbstverständlich wieder alle möglichen Kleidungsstücke. Die interessantesten Teile waren vermutlich die Kenzo Shirts, eine Shorts von Hugo Boss, ein Emporio Armani Sweatshirt und eine Sonnenbrille. Die Marke konnte Torben dabei jedoch nicht sofort erkennen.

Für Koffer Nummer 3 hat Torben 230 Euro gezahlt. Im Koffer Inneren waren wie üblich alle möglichen Kleidungsstücke. Diesmal jedoch dem Anschein nach keine besonderen Marken. Lediglich eine Nike Badehose war vorhanden. Dazu noch 3 verschiedene Paare Schuhe, jedoch gebraucht. Die interessantesten Gegenstände im Koffer waren gebrauchte Over-Ear Kopfhörer von Beyerdynamic, eine Restube Beach Notfall-Schwimmweste und eine Sonnenbrille von Ray-Ban.

Der letzte Koffer, den Torben auspackt, hat er in der Auktion für 300 Euro ersteigert. Dieser Koffer ist der kleinste der 5 ersteigerten und scheint von der Größe her ein Handgepäckstück zu sein. Entsprechend der Größe war dieser Koffer für Torben wirklich enttäuschend. Abgesehen von günstiger Kleidung von H&M und Primark, befand sich lediglich noch ein möglicherweise neuer Rasierer für rund 20 Euro, eine Eastpak Bauchtasche und eine Armbanduhr im Koffer.

Reselling: Lohnt sich das finanzielle Risiko?

Aus Koffer Nummer 1 kann Torben gegebenenfalls die Ralph Lauren Hosen, eine kurze Hose von Champion und die Bose Kopfhörer verkaufen. Bei letzteren muss er allerdings aus hygienischen Gründen überlegen, ob das wirklich sinnvoll ist, da diese stark gebraucht aussehen. Sollten sich diese Gegenstände für die ungefähren, marktüblichen Gebrauchtpreise verkaufen lassen, könnte Torben etwa 350 Euro verdienen. Nach Abzug der Kosten für den Koffer wäre dies ein Profit von rund 90 Euro.

Aus Koffer Nummer 2 könnte sich Torben vorstellen, dass die Kenzo Shirts, das Armani Oberteil, die Sonnenbrille und die In-Ear Kopfhörer verkauft werden könnten. Vor allem das Kenzo Bowling-Shirt war zuletzt immer wieder ausverkauft und geht gebraucht für rund 100 Euro weg. Er vermutet einen insgesamten Resellpreis von etwa 210 Euro. Da der Koffer jedoch 300 Euro gekostet hat, muss er hier einen vermeintlichen Verlust von 90 Euro hinnehmen.

Aus Koffer Nummer 3 finden sich leider keine Kleidungsstücke, die einen nennenswerten Preis erzielen würden. Die stark gebrauchten Beyerdynamics Kopfhörer kann er womöglich für 60 Euro verkaufen, die Ray-Ban Sonnenbrille vermutlich für 50 Euro und die Restube Beach Schwimmweste für etwa 35 Euro. Das ergibt einen ungefähren Wiederverkaufspreis von 145 Euro. Auch hier also ein vermeintlicher Verlust von 85 Euro.

Koffer Nummer 4 stellt sich wie erwartet als absoluter Flop heraus. Die günstigen Kleidungsstücke bringen keinerlei Profit beziehungsweise lohnen sich nicht für den Verkauf, wenn die Teile für weniger als 10 Euro neu gekauft werden können. Auch der restliche Inhalt hat keinen besonderen Wert oder eine besondere Nachfrage, die auf einen schnellen Verkauf schließen lässt.

Fazit

Den anfänglichen Kosten in Höhe von 1.730,53 steht also ein potenzieller Wiederverkaufswert von 705 Euro gegenüber. Natürlich muss man beachten, dass in den 1.700 Euro auch Koffer Nummer 5 enthalten ist, welcher weder ausgepackt noch verkauft, sondern an einen Zuschauer von Torben Platzer verlost wird. Doch selbst wenn man alle Kosten für Koffer Nummer 5, immerhin 260 Euro exklusive 18% Auktionsgebühr, Mehrwertsteuer und Verpackung/Versand, von den Gesamtkosten abzieht hat Torben in etwa 1.372,72 Euro für die anderen 4 Koffer gezahlt und muss somit dennoch einen Verlust von rund 650 bis 700 Euro hinnehmen.

Das Fazit des Experiments ist ebenso interessant wie ernüchternd. Trotz der spannenden Aussicht auf verborgene Schätze in den ersteigerten Koffern, hat sich die finanzielle Investition im Fall von Torben Platzer nicht gelohnt.

Gleichzeitig warf das Experiment Fragen über die Praxis der Koffer-Auktionen auf. Torben ist in seinem Selbstexperiment aufgefallen, dass viele Kleidungsstücke noch ein Preisschild hatten und ungetragen waren. Auch einem anderen YouTuber, der häufig an Koffer-Auktionen teilnimmt, ist dies immer wieder aufgefallen.

Torben stellt die Frage, ob die Leute wirklich im Ausland Kleidung aus Shops auf Vorrat kaufen, die es auch hier in Deutschland gibt. Er könnte sich vorstellen, dass vielleicht einzelne Kleidungsstücke entnommen und durch günstige Kleidung ersetzt werden. Dies kann er aber natürlich nicht beweisen und stellt es daher nicht als Fakt hin.

Letztendlich erweist sich dieses Abenteuer als reizvolle, aber riskante Lotterie, bei der der Nervenkitzel des Unbekannten mögliche finanzielle Verluste nicht immer ausgleichen kann.

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