Julian Hosp KI-Kurs: Affiliate-Erfolg oder übertriebene Versprechen?
Julian Hosp: Unternehmer mit bewegter Vergangenheit
Dr. Julian Hosp ist kein Unbekannter in der digitalen Welt: Ursprünglich als Profisportler aktiv, machte er sich in der Kryptoszene einen Namen. 2017 sammelten er und sein Unternehmen „TenX“ über einen ICO rund 80 Millionen US-Dollar ein. Doch der vielversprechende Start endete abrupt 2019 mit dem Vorwurf des Missbrauchs von Firmengeldern, internen Streitigkeiten, Polizeianzeigen und letztlich seinem Ausscheiden. In der Folge wurde das Unternehmen zwei Jahre später aufgelöst.

Doch Hosp gab nicht auf: Mit der „Cake Group“ trat er erneut auf den Plan – diesmal mit Fokus auf DeFi-Angebote, darunter Staking, Lending und Liquidity Mining. Trotz Erfolg mit 700.000 registrierten Nutzern und rund 80 Millionen US-Dollar an verwalteten Krypto-Assets geriet das Projekt 2022 ins Visier der BaFin. Nach über einem Jahr regulatorischer Prüfung wurde das Verfahren eingestellt – nach einigen internen Anpassungen. Dennoch crashte der native Token von Defichain von vier US-Dollar auf unter einen Cent. Interne Konflikte, Entlassungswellen und Ponzi-Vorwürfe trugen zum Absturz bei. Anfang 2024 wurde das Projekt schließlich verkauft.

Neuer Fokus auf Künstliche Intelligenz
Auf Social Media hat Julian Hosp inzwischen seinen Schwerpunkt von Kryptowährungen auf künstliche Intelligenz verlagert. Ein Beispiel: Der Launch seines neuen Kurses, in dem er erklärt, wie man mit KI-basierten Produkt-Reviews bis zu 100 oder sogar 200 Euro am Tag verdienen soll.

Ein Anspruch, der zunächst stark wirkt – laut Hosp ist es jedoch möglich, vor allem ab dem siebten Monat. Die Methode: Erstellen von Affiliate-Webseiten mit KI-generierten Produktbewertungen. Dazu liefert der Kurs Werkzeuge wie Prompts, PDF-Guides und Tutorials (bei denen nicht Hosp selbst, sondern ein KI-Avatar spricht).

Technische Umsetzung mit KI: Von Domainregistrierung bis WordPress
Torben Platzer testete den Kurs aus und setzte selbst zwei Seiten namens „purereview“ und „ehrlichesreview“ auf. Dabei lief alles über WordPress mit dem Theme „Astra“ und dem Page Builder „Elementor“. Der gesamte Prozess, von Domainregistrierung über DSGVO-konforme Datenschutzerklärung bis hin zum Cookie-Banner, wurde innerhalb eines Tages umgesetzt.

Die Inhalte der Seite wurden ausschließlich mit Hilfe von ChatGPT erstellt und auf Affiliate-Marketing optimiert. Die KI schrieb Produktreviews aus Sicht eines Technikexperten, Torben nutzte jedoch nur Produkte, die er nachweislich besitzt, um die ethische Fragwürdigkeit von unechten Bewertungen zu vermeiden.
Affiliate-Plattformen & Monetarisierung
Der Kurs empfiehlt große Plattformen wie Amazon PartnerNet, Awin und Belboon zur Einbindung von Affiliate-Links. Torben entschied sich für Amazon, da die Einstiegshürden dort gering sind und Nutzer häufig bereits Kontoinformationen hinterlegt haben– was die Conversion-Rate potentiell erhöht.
Die Anmeldung lief problemlos, Voraussetzungen wie Steuerinformationen mussten lediglich ausgefüllt werden. Provisionen bei getesteten Produkten lagen zwischen 1 % (PlayStation) und 6 % (Staubsauger).

Mit Hilfe des Plugins „ThirstyAffiliates“ verwaltet Torben die Affiliate Links zu den beworbenen Produkten und die Möglichkeit diese Links nach seinen Wünschen anzupassen.
Traffic-Aufbau & erste Ergebnisse
Ein großer Fokus lag auf der Frage: Wie bekommt man Besucher auf die Seite? Zwei Hauptquellen wurden genannt: Suchmaschinenoptimierung (SEO) und Social Media. Tools wie RankMath oder das SEO-Plugin „Yoast“ sollten helfen, Metadaten zu optimieren sowie Titel und Descriptions für Google entsprechend anzupassen.

Auf TikTok versuchte Torben, über Storytelling in viralen Formaten Reichweite zu generieren, inspiriert von viralen „Bigfoot-Reels“ im KI-Stil. Diese neue Methode brachte rund 840 Views – allerdings ohne sichtbare Auswirkungen auf den Traffic.
Informationsgehalt vs. Umsetzung
Der Kurs ist strukturiert und vermittelt viele Aspekte: Von Gewerbeanmeldung, Impressumspflichten über Affiliate-Kennzeichnung bis hin zu hilfreichen Plugins – es steckt viel Technikverständnis drin.
Positiv: Transparenz zu rechtlichen Themen, was in vielen anderen Kursen häufig komplett fehlt.
Problematisch sieht Torben jedoch den fehlenden Praxisbezug: Reviews werden oft auf Basis von Spezifikationen erstellt, nicht echter Nutzung. Auf Rückfrage bestätigt Julian Hosp, dass er die Produkte teils besaß, aber bewusst seine persönliche Meinung nicht einfließen ließ. Stattdessen gehe es um faktenbasierte Vergleiche – was ethisch jedoch streitbar bleibt.
Variabilität des Erfolgs: Experiment oder System?
Laut Julian Hosp sei es völlig normal, dass manche Seiten funktionieren und andere nicht – selbst wenn sie nach dem gleichen Prinzip aufgebaut sind. Der Erfolg ist oft nicht vorhersehbar. Deshalb empfiehlt er, mehrere Seiten parallel zu launchen, um die Chancen zu erhöhen.
Auch in seiner Discord-Community zeigen sich durchwachsene Resultate. Während einige Nutzer schon nach wenigen Wochen Einnahmen generieren, berichten andere von ausbleibenden Verkäufen. Die Erfolgsquote ist also stark abhängig von der gewählten Nische, Marketingstrategie und Glück.

Zwischen überzogener Erwartung und solidem Aufbauwissen
Die Ergebnisse nach zwei Wochen: 700 Seitenaufrufe, 65 Affiliate-Klicks, aber keine Verkäufe – trotz Optimierung und KI-generiertem Content. Zum Vergleich: Eine ältere Seite von Torben Platzer erzielte mit ähnlichem Setup über 5.900 Aufrufe, 128 Klicks und etwa 12 Euro Provision.
Der Kurs von Julian Hosp zur Nutzung von KI im Affiliate-Marketing bietet gute Grundlagen, eine klare Struktur und hilfreiche Tools zur Umsetzung. Auch die rechtlichen Hinweise und technischen Setups sind auf einem soliden Niveau. Wer völlig neu in das Thema einsteigen möchte, findet hier kompakte Inhalte und eine Schritt-für-Schritt-Anleitung – allerdings ohne tiefgreifende Design-Empfehlungen oder Beispiele fertiger Seiten.
Die vollmundigen Versprechen von 100 oder 200 Euro am Tag wirken jedoch überzogen, insbesondere bei realistischer Betrachtung des nötigen Aufwands. Ohne bestehende Community, Reichweite oder zusätzliche Werbeschaltungen ist es kaum möglich, solche Umsätze in wenigen Wochen zu erreichen.
Hinzu kommt die ethisch umstrittene Praxis, Produktbewertungen aus KI-Sicht zu veröffentlichen, ohne das Produkt real getestet zu haben. Torben entschied sich daher bewusst für Produkte, die er selbst besitzt.
Letztlich bleibt es dabei: Der Kurs kann ein praktischer Einstieg in den Aufbau einer Affiliate-Seite sein, aber weder Erfolg noch Skalierung sind garantiert. Und wer sparen möchte, kann sich viele der Inhalte auch kostenlos durch YouTube-Videos und Blogs selbst aneignen.