Enthüllung des Mehmet Göker Konzeptes in Dubai
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Der investigative Einblick
Torben Platzer und sein Team haben mehrere Monate undercover das neue Konzept von Mehmet Göker in Dubai untersucht. Dabei sprach er sowohl mit Aussteigern als auch aktuellen Mitarbeitern und beleuchtet, was wirklich hinter dem Mehmet Göker Konzept steckt.
Ursprünglich machte Göker eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann und gründete 2003 sein eigenes Unternehmen, die MEG AG. Innerhalb von nur 6 Jahren baute er geradezu ein Imperium auf, das im Jahr 2008 über 50 Millionen Euro Umsatz machte und bis zu tausend Mitarbeiter beschäftigte. Doch nur ein Jahr später, 2009, musste Göker Insolvenz für die MEG AG anmelden. Sein Imperium brachte er dabei selbst zu Fall.
Aufstieg und Fall von Gökers Imperium
Mit nur 25 Jahren hat Mehmet Ercan Göker seine erste Million Euro verdient. Sein Geschäftsmodell war der Vertrieb von privaten Krankenversicherungen am Telefon. Zu diesem Zeitpunkt zahlen Krankenversicherungen bis zu 8.000 Euro pro Vermittlung. Göker zählt da bereits als der zweitgrößte Vermittler im ganzen Geschäft.
Sein Unternehmen soll er wie ein Diktator geführt haben. Ehemalige Mitarbeiter und Weggefährten sprechen davon, dass man extrem loyal sein und machen soll, was Göker will. Entweder der Göker Weg oder gar kein Weg. Das Unternehmen selbst, die MEG, soll dabei nicht nur ein Arbeitgeber, sondern stellenweise ein Lebensgefühl sein. In einer Dokumentation des WDR werden Angestellte der MEG gefilmt, die sich das Logo des Unternehmens auf das Handgelenk tätowieren lassen. Auf der anderen Seite gibt es immer wieder Ausschnitte davon, wie Göker durch die Büros läuft, schreit und nach Erfolgen fragt, wissen möchte, wie viele Telefonate geführt wurden, Abschlüsse vollzogen und Geld verdient wurde. Der permanente Druck auf die Angestellten Gökers ist nicht zu übersehen.
Und schließlich ist es Mehmet Ercan Göker selbst, der sein Unternehmen zu Fall bringt. Die damaligen Kunden wurden oftmals falsch beraten, es wurden falsche Versprechungen gemacht und falsche Leistungen beworben. Die Stornierungen der Kunden stiegen scheinbar rasant an und mit der Insolvenz schuldete Göker den Versicherern mehr als 20 Millionen Euro, die er als vorläufige Provisionen erhalten hatte.Die Staatsanwaltschaft Kassel ermittelt daraufhin gegen Göker und zwei Vorstände wegen Untreue und Insolvenzverschleppung.
Im Jahr 2012 wurde sogar ein Dokumentarfilm veröffentlicht, der nicht nur mehrfach ausgezeichnet wurde, sondern interessanterweise Göker selbst als Protagonist des Films auftrat. Mehmet Göker hat sich vor Gericht nie verantwortet. 2012 flüchtete der mit internationalem Haftbefehl gesuchte Göker in die Türkei. Da er die türkische Staatsbürgerschaft besitzt, wurde Göker auch nicht ausgeliefert. Zahlreiche Fans sehen in Göker weiterhin einen Selfmade-Millionär und halten an seiner Unschuld fest. Und schließlich werden in den Jahren 2020 und 2021 die Verfahren gegen Göker wegen Verjährung eingestellt.
Doch in all den Jahren hat Göker scheinbar nie mit seiner Tätigkeit aufgehört. Als der Dokumentarfilmer Klaus Stern einen zweiten Dokumentarfilm zu Göker dreht, besucht er ihn in der Türkei und zeigt, dass Göker noch immer Versicherungen am Telefon in Deutschland vermittelt. Im Jahr 2009 wurde zur Stärkung der Verbraucherrechte ein neuer Paragraph in dem Versicherungsvertragsgesetz verankert, der Privatversicherten das Recht einräumt, bei ihrem derzeitigen Versicherungsanbieter in einen günstigeren Tarif zu wechseln.
Göker war darüber natürlich informiert und kannte die Lockangebote anderer Anbieter. Er rief daher ältere Menschen an, bei denen er entweder wusste oder zumindest glaubte, dass sie bereits seit langem bei ihrer Versicherung sind, um ihnen günstigere Tarife anzubieten. Göker selbst kassierte dabei stets ein Honorar. Zu diesem Zeitpunkt nutzte er auch falsche Namen am Telefon, wodurch aus Mehmet Ercan Göker schließlich Dr. Christian Ritter von der Live Management AG aus Fürstenfeldbruck bei München wurde. Die Live Management AG fungierte dabei offensichtlich als Strohfirma und versendete die Post für Göker. Dafür beteiligte er das Unternehmen mit 15% an seinen Honoraren.
Scheinbar waren die Honorare für den gebürtigen Kasseler jedoch nicht genug. Mithilfe zwielichtiger Immobiliendeals in der Türkei versuchte er noch mehr Geld zu kassieren und wurde dort dann wegen “betrügerischer Immobiliendeals zulasten seiner Gläubiger” verurteilt. Durch die damit einhergehenden Probleme entschied sich Göker erneut das Land zu verlassen. Diesmal jedoch in Richtung Vereinigte Arabische Emirate nach Dubai.
Dubais neue Versprechen
Auch bei seinem neuen Dubai Konzept geht es Göker um die Tarifoptimierung privater Krankenversicherungen. Laut den Informationen, die Torben Platzer vorliegen, werden die Angebote innerhalb von 24 Stunden erstellt, es gibt unbegrenzte Leads und es handele sich nicht um Kaltakquise. Laut den Unterlagen sollen sich die potenziellen Kunden auf einer Website eingetragen haben und warten nur auf den Anruf des Vermittlers. Den Vertrieb lernt man im “Bootcamp” in Dubai.
Kunden würden angeblich im Durchschnitt 3.200 Euro jährlich sparen. Und genau diese Ersparnis wird dem Kunden für das erste Jahr in Rechnung gestellt. Nach Abzug der Leadkosten gehen dann 70% des verbleibenden Honorars an den Berater, der den Deal mit dem Kunden abgewickelt hat und 30% gehen an Gökers Unternehmen.
Auch wenn für Torben Platzer die Optimierung der privaten Krankenversicherungen sowie die Honorare fair wirken, ergeben sich für ihn dennoch Fragen. Einerseits möchte er gern wissen, wo sich die potenziellen Kunden eingetragen haben und andererseits wer der Mittelsmann in Deutschland ist, der dazu berechtigt ist, diese Tarifwechsel und Optimierungen für Göker und seine Mitarbeiter durchzuführen.
Hinter dem Dubai Konzept steckt viel mehr
Torben entdeckt einen Artikel der procontra-online, welche schreibt, dass die Redaktion mit vier Betroffenen gesprochen hat, die von Göker und seinem Team kontaktiert wurden. Interessant dabei ist, dass die Vorwahl bei den Anrufen nicht etwa aus Dubai, sondern aus München kommt. Für die technische Infrastruktur war scheinbar die WRD GmbH aus München zuständig, welche von Rene Jäger betrieben wird. Jäger bezeichnet sich selbst als Datenschutzengel, hat jedoch noch ein anderes Unternehmen, welches bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern als Versicherungsmarklerunternehmen eingetragen ist. Man kann also davon ausgehen, dass Jäger nicht nur die technische Infrastruktur umgesetzt, sondern auch die Tarifoptimierungen bzw. Tarifwechsel von Gökers Kunden durchgeführt hat.
Fährt man zum Firmensitz von Jäger, findet man lediglich Mehrfamilienhäuser. Büroräume sucht man dort, laut Torben, vergeblich. Rene Jäger scheint mittlerweile ebenfalls ein Dorn im Auge der Versicherer zu sein. Die Generali Krankenversicherung bestätigte nämlich auf Nachfrage, dass gegen die Rene Jäger AG verschiedene Gerichtsverfahren geführt würden. Grund dafür seien unter anderem die Meldungen mehrerer Kunden die gegenüber Generali angaben von Jägers Vertriebspartnern “kalt”, also ohne Einverständnis, angerufen worden zu sein. In einem anderen Verfahren geht es um den Vorwurf der Tariffälschung. Die Pressestelle der Generali äußert dazu, dass ein Berater Jägers einen von Generali übersandten Tarifvergleich gefälscht haben soll, um den Zieltarif für den Kunden besser aussehen und den Leistungsverlust geringer erscheinen zu lassen. Auch die IHK München prüft mittlerweile gewerberechtlich die Erlaubnis von Jägers Unternehmen zur Vermittlung und Optimierung von privaten Krankenversicherungen.
Insider Einblicke
Procontra hat ein Maklerhaus, welches sich auf PKV-Tarifwechsel spezialisiert hat, damit beauftragt, die Tarifwechsel, die Göker öffentlich in seinen Instagram-Stories teilt, genauer zu prüfen. Lediglich eines dieser 8 Angebote wurde von den Experten als “guter Plan” bewertet. In den anderen sieben Fällen erhalten die Versicherten nach dem Wechsel entweder deutlich schlechtere Leistungen, eine um 500 bis 2.100 Euro erhöhte Selbstbeteiligung oder sogar beides. Dabei erwähnt Torben auch nochmal, dass eine höhere Selbstbeteiligung bei gleichbleibender oder schlechterer Leistung natürlich die Honorare für Göker und sein Team erhöht. Und dadurch, dass die Kunden diese Honorare zahlen, entsteht, anders als zuvor, keine Stornohaftung. Zusätzlich wird in Dubai aufgrund der Gesetze auch keine Einkommenssteuer gezahlt.
In einem Artikel von “Das Investment” vom Februar 2024 heißt es, der Redaktion würde ein Fall vorliegen, in dem einem Kunden eine vollkommen fiktive Ersparnis am Telefon vorgerechnet wurde. Nachdem der Kunde dann 25% des ausgehandelten Honorars an Göker überwiesen hat und das Angebot prüfte, stellte er fest, dass er mit diesem Angebot sogar mehr zahlen müsste als bisher. Gökers Team habe sich daraufhin nicht mehr gemeldet.
Zu den Leads stellte sich laut procontra bei einigen Kunden heraus, dass diese Ihre Daten vor zwei bis drei Jahren auf der Website einer Anwaltskanzlei eintrug, die vermeintlich damit warb, gegen die steigenden Beiträge der PKV-Tarife vorzugehen oder eine Lösung für die Leute zu finden.
Torben Platzer nutzte seine Reichweite und fragte innerhalb seiner Community, ob es Leute gibt, die in Dubai sind oder Teil des Mehmet Göker Konzepts in Dubai sind. Dank eines Reposts eines Influencers aus Dubai erhielt Torben schließlich zahlreiche Zuschriften. So erhielt Torben auch die Information, dass Göker angeblich über eine “Datenbank” verfüge, in welcher über 500.000 Adressen eingetragen seien. Auch von eigenen Websites ist die Rede, in welche sich Leute eintragen und zusätzlich soll Göker auch Pakete mit entsprechenden Daten kaufen. Diese lässt er „vorqualifizieren“, um sie anschließend als “Premium Leads” weiterzuverkaufen. Einen Beweis dafür gibt es zum Zeitpunkt des Videos jedoch nicht.
Fazit
Das von Göker beworbene Geschäftsmodell beinhaltet einige dunkle Bereiche, wie nicht ausgezahlte Provisionen, fragwürdige Quellen von Leads und Tarifoptimierungen, die den Kunden letztendlich schlechter stellen könnten. Torben Platzer und sein Team entscheiden sich bewusst gegen eine Teilnahme an diesem System, um weder illegale Praktiken noch potentiell schädliche Geschäftsmodelle zu unterstützen.
Die Enthüllungen unterstreichen die Bedeutung von Transparenz und Integrität im Geschäftsleben. Während die Versprechungen auf den ersten Blick verlockend erscheinen mögen, zeigen die Untersuchungen, dass Vorsicht und eine gründliche Prüfung unerlässlich sind.