Theo Stratmann Business Coaching: Die Wahrheit dahinter
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Wer ist Theo Stratmann?
Im digitalen Angebot der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten “Funk” wurde eine Dokumentation über “Superreiche” veröffentlicht. Der Hauptprotagonist: Theo Stratmann. Stratmann polarisierte durch provokative Aussagen und einen opulenten Lebensstil, welchen er sehr gern zur Schau stellte. So sagte er beispielsweise in der Dokumentation, dass ihm das Klima egal sei und er nicht einsehe, seine Flüge mit dem Privatjet zu kompensieren. Diese Dokumentation ging viral und erreichte innerhalb eines Monats über 4 Millionen Aufrufe und über 20.000 Kommentare. Den vermeintlichen Hype um seine Person nutzte Stratmann, um seine Social Media Reichweite voranzubringen. Innerhalb kürzester Zeit konnte er dadurch über 20.000 Follower auf Instagram generieren.
In den darauffolgenden Wochen pendelte seine Social Media Präsenz zwischen Provokation und Beschwichtigung. Während er in einem Clip Blumen mit Champagner goss, hieß es in einem anderen Clip, man sollte seine Aussagen nicht zu ernst nehmen und seine polarisierenden Aussagen zum Klimawandel würden ja schließlich die dringend benötigte Aufmerksamkeit auf das Thema ziehen.
Die Verführung durch Luxus
Mit seinen Aussagen und seinem Auftreten machte Theo Stratmann sich nicht allzu beliebt. Schnell wurden Fragen nach seinem angeblichen Reichtum laut. Wer einen vermeintlich reichen 18-jährigen sieht, denkt in erster Linie daran, dass die Familie wohl das Geld zur Verfügung stellt und eher weniger daran, dass man in einem so jungen Alter beruflich bereits so viel erreicht hat. Andererseits gibt Torben Platzer zu bedenken, dass eine wohlhabende Familie wohl kaum zuließe, dass der Familienname derart beschädigt wird. Stratmann selbst behauptet, er könne für sich selbst sorgen und habe seit Jahren keinen Kontakt mehr mit seinem Vater.
Auf seinen Social Media Kanälen protzt der angebliche “Superreiche” nicht nur mit Geld und Luxus, sondern auch damit, welche bekannten Influencer auf ihn reagieren würden. Reichweitenaufbau gehört also definitiv zu seiner Social Media Strategie.
Manche seiner Clips oder Aussagen daraus, konnten jedoch auch als Fake identifiziert werden. So behauptete Theo Stratmann in einem Video, er nehme dieses gerade aus seinem Garten auf. Aufmerksame Zuschauer stellten jedoch fest, dass es sich dabei um den Schlossgarten in Oldenburg handelte. In manchen seiner Clips wurde vermutlich auch der Champagner in der Flasche mit Wasser ersetzt.
“STRG_F” behauptet, sie haben Theo Stratmann durch seine Social Media Kanäle gefunden, was laut Torben beachtlich wäre, da Stratmann vor der Doku noch nahezu unbekannt war und weder eine große Reichweite noch eine hohe Aktivität vorzuweisen hatte. Außerdem behauptet “STRG_F”, dass es Menschen in seinem Umfeld gibt, die bezeugen können, dass Theo aus einer wohlhabenden Familie stammt. Die Bild-Zeitung wiederum sagt, sie habe sich sechsstellige Umsätze von einem Firmenkonto zeigen lassen. Dabei handelt es sich angeblich um E-Commerce Einnahmen.
Stratmanns Weg zum Erfolg?
Auf seinem Instagram-Profil hat Theo Stratmann eine Seite verlinkt, die zu seinem Business-Coaching führt. Das Coaching wirbt damit, alles zu vermitteln, was für einen erfolgreichen Start in das E-Commerce benötigt wird. Es sollen die Strategien gelernt werden, die auch Theo Stratmann zum Erfolg geführt haben und der Kurs erklärt jeden Schritt und Partner im Detail.
Der Videokurs soll der komplexeste und tiefgründigste im Bereich E-Commerce sein und alles von der Unternehmensgründung, über den Aufbau eines eigenen Lagers, bis hin zum Verkauf des Unternehmens beinhalten.
Der Kurs kostet bei Einmalzahlung 395 Euro, bei Ratenzahlung in drei Raten 397 Euro. Dabei ist die erste Rate mit 99 Euro und die restlichen zwei Raten mit jeweils 2 Wochen Abstand zur vorherigen Rate in Höhe von je 149 Euro zu begleichen.
Zusätzlich zu dem Kurs kann außerdem noch ein einmonatiger Chat Support oder ein zweimonatiger Chat Support inklusive einem Call dazu gebucht werden. Auch ein persönliches Mentoring ist buchbar, dieses kostet allerdings 2.000 Euro extra.
Der E-Commerce Videokurs
Im E-Commerce Coaching von Theo Stratmann hat Torben sich 60 Videos angesehen und kann festhalten, dass Theo Stratmann in dem gesamten Videokurs nur für 30 Sekunden im Einleitungsvideo zu sehen ist. In dieser Einleitung erklärt Stratmann, dass sein Geschäftspartner Hergen, welcher ebenfalls in der “STRG_F” Dokumentation zu sehen war, mindestens genauso viel Ahnung von E-Commerce hat, wie er selbst. Ab dieser Stelle übernimmt Hergen auch direkt und führt Torben durch die insgesamt 10 Module des Videokurses.
Theo und Hergen haben laut eigener Aussage mehrere hunderttausend Euro Profit erwirtschaftet und in dem Kurs soll es nicht um Dropshipping, sondern E-Commerce gehen. Die Einführung des Kurses vermittelt, dass man an sich glauben muss, sich nicht ablenken darf, sein Geld zusammenhalten und als Kleinunternehmer starten soll. Zudem soll man sich bei Google einen Steuerberater speziell für den Bereich E-Commerce suchen.
In dem Kurs wird auch davon abgeraten, Websites wie “AliExpress” und “Alibaba” zu nutzen, stattdessen deren Partner “Mutual Dropshipping”. Dem Namen entsprechend wundert sich Torben an dieser Stelle, ob es nun plötzlich doch im Dropshipping geht. Bei dem Link zu “Mutual Dropshipping” unterhalb des Kurs Videos, handelt es sich zudem um einen Affiliate Link.
Sobald man sich bei “Mutual Dropshipping” angemeldet hat, soll man Hergen bescheid geben, da das Unternehmen angeblich nur Leute mit hohem Umsatz annimmt, Theo und Hergen aber einen Ansprechpartner und angeblich einen Deal haben, dass auch Kleinunternehmer angenommen werden.
Der nächste Schritt im Stratmann Kurs ist die Auswahl des richtigen Produkts. Bei dem Dropshipping Unternehmen gibt es dafür den Reiter “Trending Products”, alternativ kann man auch bei TikTok und Facebook in der Anzeigen Bibliothek, welche Produktanzeigen am meisten Likes erhalten haben. Der beste Tipp laut Torben ist, auf TikTok und anderen Plattformen gezielt nach Videos zu suchen, wo es darum geht, dass Leute einer Anzeige nachgeben und das Produkt bestellen. Beispiel für TikTok: “TikTok made me buy it”.
“Menschen suchen nach Schmerz”. Allerdings natürlich nicht danach, sich Schmerzen zuzufügen, sondern viel eher Schmerzen loszuwerden. Schaut man sich bei Google Trends die Entwicklung von “Kopfschmerzen” an, sieht man, dass es sich um eine konstante Suche handelt, mit geringen Schwankungen. Hergen erklärt das Beispiel in einem Video des Kurses und nimmt als Beispielprodukt eine Sonnenbrille, vermutlich wegen der Lichtempfindlichkeit bei manchen Arten von Kopfschmerzen, rät aber von solch einem Produkt in diesem Zusammenhang ab.
Laut Torbens Aussage nutzt der Videokurs aktuelle Technologien wie ChatGPT und es wird erklärt, wie und wofür man einzelne Tools nutzen kann. Als Beispiel verrät er, dass Hergen bei ChatGPT als Prompt “nenne mir einen namen für sonnenbrillen” genutzt hat, um sich Ideen für den Namen des Shops geben zu lassen, welchen man dann so idealerweise verwenden kann.
Kritische Auseinandersetzung mit dem Kursinhalt
An Equipment benötigt man abseits eines einigermaßen guten Smartphones an sich nichts, da man sowohl die Produktbilder als auch -videos damit in aller Regel aufnehmen kann. Hergen weist an dieser Stelle noch darauf hin, dass man unbedingt die Linse ordentlich säubern sollte für bessere Ergebnisse.
Als nächstes soll nun ein Instagram Profil erstellt werden. In dem Videokurs wird dazu geraten, sich mindestens 500 deutsche Follower zu kaufen, damit das Instagram Profil seriöser wirkt. Für die Produktfotos und -videos soll man sich die Produkte außerdem nicht bei dem Dropshipping Unternehmen bestellen, sondern bei Amazon ausschau halten, da gerade die Trend-Produkte oftmals bereits bei anderen Händlern zu erwerben sind. Dies sollte man so machen, da die Lieferung über den Dropshipper sonst zu lange dauern würde. Nachdem man die Bilder und Videos von dem Produkt für die eigene Verkaufsseite gemacht hat, soll das Produkt wieder zurückgeschickt werden.
Für den eigenen Shop wird als Bezahlmethode Shopify Payments empfohlen, Hergen erzählt jedoch, dass es passieren kann, dass man mit der Zeit bei Shopify gesperrt wird. Wer einen Blick in die Geschäftsbedingungen von Shopify Payments wirft, entdeckt auch warum: Dropshipping ist dort nämlich verboten.
Wenn man für seine Produkte Models benötigt, beispielsweise bei Bekleidung oder Accessoires, sollte man seine Freunde fragen. Idealerweise sollte man besagte Freunde auch für den Kundensupport einspannen. Bewertungen für die Produkte soll man sich von ChatGPT erstellen. Ebenso soll man die Beschreibungstexte bei Amazon suchen und umschreiben lassen. Und als Kreditkarte wird die American Express empfohlen, für welche es unter dem Kursvideo erneut einen Affiliate Link gibt.
Im restlichen Kurs geht es dann um die Erstellung aller möglichen Anzeigen auf Plattformen wie Facebook, Google und TikTok, um das Thema Influencer Marketing und die Skalierung des eigenen Geschäfts.
Fazit
Bis zum Zeitpunkt der Aufnahme hat Torben Platzer darauf gehofft, dass ein Satiriker wie Jan Böhmermann oder ein YouTube-Prankster wie Marvin ankommt und die ganze Theo Stratmann Thematik als großen Witz oder Experiment deklariert. Torben konnte sich einfach nicht vorstellen, dass so etwas irgendjemand ernst meinen kann.
Der gesamte Auftritt von Theo Stratmann in der Social Media Landschaft hat nichts mit Professionalität oder Polarisierung zu tun. Der 18-jährige ist mittlerweile fast nur noch ein Meme, bei dem sich Torben nicht vorstellen möchte, was er für Nachrichten erhält.
Die Untersuchung von Theo Stratmanns Business Coaching und dessen Versprechen offenbarte, dass hinter dem glänzenden Äußeren problematische Praktiken und fragwürdige Ratschläge stehen. Obwohl die Videos teilweise legitime E-Commerce Strategien abdecken, gibt es auch zahlreiche Passagen, die nicht empfohlen und vor allem nicht verkauft werden sollten.
Die einzigen Shops, die Torben finden konnte, an denen Stratmann und Hergen beteiligt sind, sind “Mr. Back” und “Nice Slides”. Beide Shops haben laut Trustpilot aber grauenhafte Bewertungen: Ware nicht erhalten, lange Lieferzeiten, schlechter beziehungsweise nicht vorhandener Kundenservice, Betrugsvorwürfe und vieles mehr.
Abschließend lässt sich sagen, dass bei der Suche nach finanzieller Unabhängigkeit und Erfolg im Geschäftsleben eine kritische und umsichtige Herangehensweise unerlässlich ist.