Bahntickets mit Betterbahn App bis zu 84% günstiger
Die Deutsche Bahn: Ein Konzern im Wandel
Die Deutsche Bahn AG (DB) ist nicht nur Deutschlands größter Eisenbahnbetreiber, sondern auch ein globaler Mobilitätskonzern mit Fokus auf Personen- und Güterverkehr. Seit ihrer Gründung im Jahr 1994 betreibt die DB ein Schienennetz von über 33.000 Kilometern und transportiert jährlich mehr als eine Milliarde Passagiere. In der ersten Hälfte des Jahres 2025 zählte die Bahn laut eigenen Angaben rund 943 Millionen Fahrgäste – das entspricht einem Anstieg um 24 Millionen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Diese positive Entwicklung macht sich auch wirtschaftlich bemerkbar: Das Unternehmen konnte seine Verluste erheblich reduzieren und wies nur noch ein Defizit von 760 Millionen Euro aus – beinahe eine Milliarde weniger als zuvor. Trotz dieser Erfolge verliert die Bahn zunehmend Geschäftskunden, was insbesondere auf die anhaltenden Probleme mit der Pünktlichkeit zurückzuführen ist. Allein im Fernverkehr musste die Bahn im vergangenen Jahr Schadensersatzzahlungen von über 190 Millionen Euro leisten.
Um diesen Problemen zu begegnen, setzt die Bahn langfristig auf Sanierungspläne. Kurzfristig wurde jedoch eine Ticketpreiserhöhung eingeführt, die zum Unmut vieler Fahrgäste führte.

Ein weiterer Aspekt gerät nun durch ein Open-Source-Projekt ins Licht der Öffentlichkeit: die dynamische Preisstruktur.
Preisstruktur der Bahn aufgedeckt
Der Entwickler Lukas Weihrauch hat eine Anwendung programmiert, die durch das clevere Splitten von Bahntickets enorme Einsparungen ermöglicht – im Testfall von Torben Platzer bis zu 84 %. Für eine vollständige Verbindung, die regulär 85,90 Euro gekostet hätte, zahlte Torben nach Aufteilung lediglich 12,99 Euro.

Dieser Preisvorteil resultiert aus einer Kombination aus günstigen Teilstrecken und dem Einsatz des Deutschlandtickets, das bestimmte Abschnitte kostenlos abdeckt. Die Folge: Bei gleichem Zug und gleichen Reisezeiten spart man in diesem Fall satte 72,91 Euro.
Die App analysiert Bahnverbindungen aus dem DB Navigator und prüft automatisch, ob durch gesplittete Buchungen günstigere Alternativen verfügbar sind. Die Analyse berücksichtigt unter anderem die Auslastung der einzelnen Streckenabschnitte sowie die Reichweite des Deutschlandtickets.

So läuft die App
Um die Anwendung zu nutzen, sind gewisse technische Voraussetzungen notwendig. Die App funktioniert lokal auf dem eigenen Rechner und nutzt Node.js sowie den Paketmanager PNPM. Der Quellcode ist auf GitHub verfügbar und wurde bewusst nicht in den App-Stores veröffentlicht, um rechtliche Komplikationen zu vermeiden. Der Entwickler stellt damit sicher, dass es sich um ein Open-Source-Projekt handelt, das keinen kommerziellen Interessen folgt.

Nach dem Setup der Entwicklungsumgebung lädt man die Dateien von GitHub herunter, installiert die notwendigen Abhängigkeiten und startet den Server lokal. Anschließend kopiert man aus dem DB Navigator die Verbindungs-URL und fügt sie in die App ein. Diese durchsucht automatisch alle Kombinationen und Split-Optionen auf potenzielle Einsparungen.
Was wirklich eingespart werden kann
Die App liefert beeindruckende Ergebnisse: Bei einer Fahrt von Emden Hauptbahnhof nach Brandenburg zahlte Torben regulär fast 60 Euro – mit der App jedoch nur 34 Euro. Der Clou: Eine Teilstrecke wird durch das Deutschlandticket abgedeckt.

Eine andere Verbindung von Bonn nach Bad Oeynhausen ergab immerhin eine Einsparung von 16 Euro. Der Preisunterschied entstand hier offenbar allein durch unterschiedliche Auslastungsbewertungen, obwohl es sich um denselben Zug handelte.

Diese Preisdiskrepanzen werfen Fragen auf. Die dynamische Preisstruktur der Bahn ist kaum dokumentiert. Auslastung und Buchungsvorlauf scheinen maßgeblich Einfluss zu nehmen, doch konkrete Parameter veröffentlicht die Bahn nicht. Konkrete Preisbildungsrichtlinien lassen sich nicht einsehen, was die Transparenz infrage stellt.
Rechtliche Grauzonen und fehlende Reaktion der Bahn
Trotz der Brisanz dieser Erkenntnisse hat sich bislang niemand von offizieller Seite bei Lukas Weihrauch gemeldet. Auf zwei Anfragen erhielt er keine Antwort. Die eingesetzte Programmierschnittstelle (API) ist nicht offiziell, was das Projekt rechtlich betrachtet in eine Grauzone rückt. Dennoch konnte eine praktikable Zwischenlösung gefunden werden, um den Dienst am Laufen zu halten.
Torben konstatiert, dass es wünschenswert wäre, wenn die Bahn ihre Daten offener gestalten würde. Eine offene API oder Integrationen in Drittanbieter-Apps könnten potenziell erheblich zur Nutzerfreundlichkeit beitragen. Zudem wäre es im Sinne der Fahrgäste, wenn solche Preissparmodelle selbst von der offiziellen Bahn-App erkannt und berücksichtigt würden.
Risiken beim Ticket-Splitting
So attraktiv die potenziellen Einsparungen auch sind – das Splitting von Tickets birgt auch Risiken. Wer zwei Einzeltickets statt eines durchgehenden Fahrplans bucht, geht das Risiko ein, im Falle von Verspätungen keinen Anspruch auf Entschädigung zu haben. Verzögert sich Zug 1 so sehr, dass Zug 2 verpasst wird, entfällt die Beförderungspflicht der Bahn. Nur mit einem durchgehenden Ticket besteht dieser Anspruch weiterhin.

Außerdem besteht die Möglichkeit, dass ein Zug einen Zwischenhalt überspringt – in dem Fall kann ebenfalls nur das erste Ticket storniert werden. Nutzer sollten also stets abwägen, ob sich das Splitten im konkreten Einzelfall lohnt, vor allem bei knappen Umstiegszeiten.
Mehr als nur Bahnfahrten
Geplant sind Erweiterungen auf den gesamten DACH-Raum sowie die Integration weiterer Verkehrsmittel. Durch kontinuierliche Optimierung und Community-Feedback besteht die Aussicht, dass künftig noch mehr Reisende von den Einsparpotenzialen profitieren können.
Torben Platzer hat mit diesem Beitrag erneut eine brisante Schwachstelle im System der Deutschen Bahn aufgedeckt. Mit einer cleveren Open-Source-Lösung ist es möglich, durch das Splitten von Fahrkarten massive Preisvorteile zu erzielen – teilweise bis zu 84 Prozent. Dabei handelt es sich keineswegs um eine Manipulation, sondern vielmehr um eine Lücke in der dynamischen Preisstruktur der Bahn, die bislang nicht ausreichend kommuniziert wird.
Dennoch sollten Nutzer vorsichtig sein: Die App nutzt keine offizielle Schnittstelle und rechtliche Grauzonen sind nicht auszuschließen. Zudem ist das Buchen getrennter Tickets nicht ohne Risiko. Wer jedoch etwas technisches Verständnis mitbringt und seine Verbindung sorgfältig plant, kann bares Geld sparen.
Es bleibt zu hoffen, dass die Deutsche Bahn dieses Feedback ernst nimmt und ihre Preistransparenz sowie digitale Infrastruktur entsprechend weiterentwickelt – im Sinne ihrer Millionen Fahrgäste.