Mit YouTube Geld verdienen durch KI-Übersetzungen
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Durch Übersetzung zur Expansion des Publikums?
Torben Platzer wagt den Schritt und übersetzt seine YouTube-Videos mit Hilfe künstlicher Intelligenz vom Deutschen ins Englische. Große YouTube-Creator wie MrBeast haben diese Funktion durch YouTube selbst auf Ihrem Kanal freigeschaltet. Während es vorher also mehrere Kanäle für unterschiedliche Sprachen gab, können diese besonders erfolgreichen Influencer nun mehr zusätzliche Audiospuren für ihre Videos zur Verfügung stellen.
Torben hat diese Funktion leider noch nicht, weshalb er sich für sein Selbstexperiment dazu entscheidet, einen neuen englischsprachigen YouTube Kanal zu erstellen. Das Ziel dieses Selbstexperiments ist, die Effektivität der KI-Übersetzungstools zu testen und herauszufinden, wie schnell der Kanal in das YouTube Partnerprogramm aufgenommen wird, sowie das potentielle Einkommen zu evaluieren.
YouTube, als größte Videoplattform der Welt, hat monatlich mehr als 2 Milliarden aktive Nutzer, wobei allein aus Deutschland 72,6 Millionen Nutzer stammen. Durch die Übersetzung ins Englische erweiterte Torben Platzer seine Reichweite auf bis zu 1,5 Milliarden Menschen weltweit.
Auch wenn der Schritt wohl überlegt sein will, spielt Torben aufgrund seiner Videothemen bereits länger mit dem Gedanken, englische Versionen zu veröffentlichen. Als Beispiel nimmt er dafür ein Selbstexperiment zu Andrew Tate, welches durch die deutschsprachige Reichweite knapp über 450.000 Aufrufe erzielte. Das englische Gegenstück eines anderen Kanals erreichte dagegen mehr als 1,7 Millionen Aufrufe. Dabei kritisiert Torben vor allem, dass in dem englischen Video keinerlei Insider-Grafiken wie Chatverläufe veröffentlicht werden konnten, da nach seinem Video sämtliche Teilnehmer zur Geheimhaltung verpflichtet wurden. Alles in allem gibt sein Video einen größeren Mehrwert für den Zuschauer und erhält aufgrund der Sprache dennoch weniger Aufmerksamkeit.
Trotz KI-Tool viel manuelle Arbeit
YouTuber, die Teil des Beta-Programms sind, können das hauseigene Tool “Aloud” nutzen, um ihre Videos mithilfe einer KI übersetzen zu lassen. Die Probleme dabei sind jedoch, dass zum Zeitpunkt des Selbstexperiments lediglich Übersetzungen von Englisch nach Portugiesisch möglich sind, die Synchronisation zwischen Sprache und Lippenbewegung noch nicht gut genug ist und innerhalb des Videos auch Texteinblendungen und gezeigte Artikel nicht übersetzt werden. Außerdem ist Torben mit seinem Kanal auch kein Teilnehmer im Beta-Programm.
Nachdem Torben einige KI-Tools getestet hat, entschied er sich letztendlich für “HeyGen”. Die Team-Variante kostet 89 US-Dollar im Monat, erlaubt unbegrenzt viele Videos mit einer Länge von jeweils bis zu 30 Minuten und bietet die Möglichkeit, Videos in 4K-Qualität zu exportieren.
Es hat jedoch nicht gereicht, die bereits fertigen Videos einfach bei HeyGen hochzuladen und übersetzen zu lassen. Auch dort war lediglich die Übersetzung der Audiospur und Anpassung der Lippenbewegung möglich. Es musste also für möglichst saubere Ergebnisse jede Texteinblendung, jede Grafikeinblendung und auch jeder Zoom entfernt werden. Anschließend war es notwendig, das Video in mehrere Sequenzen zu unterteilen und einzeln zu exportieren. Wie Torben anmerkt lag das daran, dass bei zu langen Videos merkwürdige Resultate in der Audio-Übersetzung entstehen konnten.
Ein Feature, welches Torben bei HeyGen besonders hervorhebt, ist die “dynamic duration”. Dadurch wird sichergestellt, dass sich die Videolänge der neuen Sprache anpasst. Diese Funktion sorgt dann nämlich dafür, dass die KI keine Füllwörter oder Ähnliches hinzufügt, sollte die Audiospur kürzer als die Videospur sein.
Nachdem Torben und sein Team so mehrere Videos Stück für Stück vom Deutschen ins Englische übersetzt haben, mussten im nächsten Schritt sämtliche Texteinblendungen und Artikel manuell übersetzt oder ersetzt werden. Gerade Artikel von beispielsweise der “Tagesschau” machen in englischen Videos nicht so viel Sinn, weshalb Torben sich in diesen Fällen dazu entschied andere Quellen von amerikanischen Medien zu finden.
Ergebnisse des Experiments
Eines der übersetzten Videos erreichte auf dem deutschsprachigen Kanal 1,2 Millionen Aufrufe in den knappen zwei Jahren, in denen es auf dem Kanal abrufbar ist. Torbens Erwartung ist dabei natürlich, dass das Video mit englischer Übersetzung ein deutlich größeres Publikum ansprechen wird. Dabei ist jedoch entscheidend, dass die Qualität der Übersetzung gut genug ist, dass das englischsprachige Publikum die Videos gerne ansieht und der YouTube-Algorithmus das Video an möglichst viele Leute ausspielt.
Zuerst war Torben am überlegen, einen völlig neuen Account zu erstellen und seine englischen Videos via VPN mit amerikanischer IP-Adresse hochzuladen, nahm von dieser Idee allerdings Abstand, da er befürchtet hat, seine bisherige Community könnte durch Zufall auf die Videos stoßen und diese als Diebstahl melden.
Um zudem ein normales Wachstum zu ermöglichen, verzichtete er darauf, seinen Namen für den neuen Kanal zu benutzen. Damit wollte er ebenfalls ausschließen, dass seine Community den Kanal findet und abonniert.
Am 04.06. ist es soweit und das erste ins Englische übersetzte Video geht auf dem neuen Kanal live. Nach 20 Tagen hatte das Video gerade einmal 11 Aufrufe. Es gab keine Kommentare und die Watchtime, also die durchschnittliche Zeit, die ein Zuschauer das Video anschaut, lag bei knapp unter sechs Minuten und entsprach damit rund 39% der Gesamtlänge.
Nach 43 Tagen, am 17.07. hat das Video endlich die ersten 100 Aufrufe gesammelt. Außerdem erhielt der Kanal die ersten beiden Abonnenten. Bis zum ersten Kommentar dauerte es jedoch noch weitere 400 Aufrufe. Am Tag 73 hat das Video die ersten 1.000 Aufrufe gesammelt und von dort startete der Kanal durch. Tag 77 fast 2.000 Aufrufe, Tag 80 knapp über 3.000 Aufrufe, Tag 81 4.200 Aufrufe, an Tag 82 fast 7.000 Aufrufe und an Tag 83 explodierten die Aufrufzahlen quasi. 20.000 Aufrufe und das Ende war noch längst nicht erreicht.
An Tag 87 erhält Torben die E-Mail von YouTube, dass er sich mit seinem englischsprachigen Kanal für das YouTube Partnerprogramm bewerben kann. An Tag 89 hat das Video bereits über 200.000 Aufrufe und an Tag 90 akzeptiert YouTube die Bewerbung und die Videos können monetarisiert werden.
Was dann passiert, kann Torben einfach nur als “YouTube Magie” bezeichnen. Am Tag 91, also einen Tag nach der Freischaltung der Monetarisierung, erhält das Video weitere 107.000 Aufrufe. Außerdem erhält der Kanal über 960 neue Abonnenten und zusätzlich kommen Einnahmen von fast 450 US-Dollar dazu. Im Vergleich dazu hat Torben auf seinem deutschsprachigen Hauptkanal mit über 400.000 Abonnenten an diesem Tag knapp 270 Euro verdient.
Fazit
Mittlerweile hat das Video bereits über 500.000 Aufrufe gesammelt und etwas mehr als 1.400 US-Dollar an Werbeeinnahmen generiert. Der Kanal hat zudem fast 9.000 Abonnenten erreicht.
Dennoch erhält Torben auf dem englischen Kanal eine deutlich schlechtere Vergütung für das Video im Vergleich zum deutschen Original. Während er bei dem englischen Video ungefähr 2,50 US-Dollar pro tausend Aufrufe erhält, sind es bei dem deutschen Original fast 7 Euro. Dennoch wird Torben den englischsprachigen Kanal weiter betreiben.
Das zweite Video hat zum Zeitpunkt des Selbstexperiments über 66.000 Aufrufe gesammelt. Und die große Frage wird sein, ob dieses und auch die weiteren Videos ähnliche Aufrufzahlen wie das erste Video erhalten können oder nicht.
Das Selbstexperiment mit der KI-Übersetzung hat deutlich gemacht, dass die Expansion in internationale Märkte durch die Übersetzung von Inhalten erhebliche Chancen bietet. Trotz initialer technischer und organisatorischer Herausforderungen demonstriert dieses Projekt, dass mit strukturiertem Vorgehen und Einsatz moderner Technologien signifikantes Wachstum auf Plattformen wie YouTube möglich ist. Dies unterstreicht die Relevanz von KI-Tools in der digitalen Content-Produktion und bietet wertvolle Einblicke für Content-Ersteller weltweit, die ihre Reichweite vergrößern möchten.