Krypto-Prognosemärkte: Mit Polymarket auf Wahlen wetten?
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Einblick in die Welt der Krypto-Prognosemärkte
Torben Platzer hat in den letzten Wochen auf der Plattform Polymarket mit Kryptowährungen gehandelt, um herauszufinden, ob man damit tatsächlich reich werden kann. Auf dem Prognosemarkt gibt es zu nahezu jeder Idee eine entsprechende Wette. Der Wahlsieg der US-Präsidentschaft, die Existenz von Außerirdischen oder die Anzahl der Tweets, die Elon Musk in einem bestimmten Zeitraum verfasst, sind nur wenige Beispiele.
Historisch betrachtet, existiert der Begriff der Prognosemärkte bereits seit dem 16. Jahrhundert und wurde ursprünglich zur Vorhersage des Ergebnisses von Papstwahlen verwendet. Online und dezentral wurden sie jedoch erst seit 2020 auf Polymarket, einer Plattform, die auf der Ethereum Blockchain basiert, eingeführt.
Die Plattform Polymarket wurde vom 26-jährigen Shayne Coplan gegründet, der mit seiner Idee hochkarätige Investoren wie den Mitbegründer der Kryptowährung Ethereum Vitalik Buterin und Peter Thiel für sich gewinnen konnte. In gerade einmal 2 Finanzierungsrunden konnte Polymarket 70 Millionen Dollar sammeln. Und im Oktober 2024 stieg das monatliche Volumen der Plattform auf fast zwei Milliarden Dollar an. Im Juni desselben Jahres lag das Handelsvolumen noch bei 110 Millionen Dollar. Der Erfolg sorgt dafür, dass Polymarket mittlerweile zum weltweit größten dezentralen Prognosemarkt für Wetten aufgestiegen ist.
Funktionalität und Nutzung von Polymarket
Die Anmeldung auf Polymarket ist einfach: Via Google-Account, E-Mail-Adresse oder Krypto-Wallet kann man sich einen Account anlegen und lädt diesen anschließend mit dem Stablecoin „USDC“ auf. Dazu kann man sich entweder selbst den Coin schicken oder sollte man diesen nicht haben, mit seiner Kreditkarte, Paypal, Google Pay oder Apple Pay entsprechend dafür zahlen.
Polymarket selbst schreibt auf der Seite, dass sie keinerlei Zugriff auf das Geld haben, sondern dieses in einer verwahrenden Wallet landet, die eigens für den Nutzer erstellt wurde.
Auf der Plattform angemeldet, findet man verschiedene Filter, um sich aktuelle Trends, Wetten mit großem Handelsvolumen oder auch bald endende Wetten anzeigen zu lassen. Auch ein Activity Feed sowie ein Leaderboard für besonders erfolgreiche Wetter gibt es auf Polymarket.
Die Wetten laufen dabei über „Smart Contracts“, die ermöglichen, dass Transaktionen automatisch verwaltet und ausgeführt werden. Dadurch wird sichergestellt, dass alle Trades und Marktentscheidungen transparent und unveränderlich sind. Wird eine Wette platziert, wird diese sofort auf der Blockchain gespeichert. Dadurch wird die Sicherheit der Trades erhöht, da diese nachträglich nicht manipuliert werden können.
Im Umkehrschluss bedeutet dies jedoch auch, dass jeder Nutzer in Echtzeit nachverfolgen kann, welcher Nutzer, wie viel Geld, auf welches Ereignis setzt und auch wie viel Profit damit gemacht wird. Für letzteres kann man das Leaderboard der Plattform nutzen.
Wem die allgemeine Übersicht dabei nicht reicht, kann sich auch einzelne Nutzer separat anschauen. Dabei kann man nicht nur einsehen, wie viel Geld ein Nutzer gesetzt hat, sondern auch in welchen Wetten er investiert ist und welchen Wert diese aktuellen Wetten haben. Ebenfalls einsehbar ist, wie viel Gewinn oder Verlust der Nutzer gemacht hat und mit welchem Gesamtvolumen bereits gehandelt wurde.
Torben Platzer entscheidet sich für sein Selbstexperiment für einen Einsatz von 500 Dollar, stellt dabei jedoch fest, dass bei der Zahlung mit PayPal sofort eine Ablehnung kommt. Bei seiner Mastercard Kreditkarte wird Torben zudem empfohlen, lieber eine Debit Kreditkarte zu nutzen, da auch Mastercard in den meisten Fällen Zahlungen für Kryptowährungen blockiert. Letztlich hat er sich deshalb dazu entschieden, sich die USDC von einer anderen Krypto Wallet selbst zu schicken.
Interessante Wettergebnisse und Strategien
Eine interessante Wette war die Vorhersage, ob Trump alle Swing States in der Wahl gewinnen würde. Basierend auf Nutzerinvestitionen gibt es bei Polymarket keine herkömmlichen Buchmacher, die die Quoten festlegen. Stattdessen kaufen die Nutzer Anteile an Ja- oder Nein-Positionen, wobei jeder Share im Erfolgsfall 1 Dollar wert ist und im Falle einer falschen Prognose wertlos wird. Im Fall der Swing-State-Wette kostet ein Ja-Share 25 Cent und ein Nein-Share 78 Cent. Der Wert der Anteile spiegelt dabei die Investments der Nutzer wider.
Torben platziert eine Wette in Höhe von 50 Dollar auf „Nein“. Er glaubt also nicht, dass Trump bei der US-Präsidentschaftswahl alle Swing States gewinnen wird. Sollte er mit seiner Prognose recht behalten, erhält er für seine gekauften Anteile um die 64 Dollar, was einem Profit von 28% entspricht. Sollte er allerdings falsch liegen, ist sein Einsatz weg.
Wenn man eine Wette platzieren möchte, die aktuellen Preise jedoch zu hoch findet, kann man auf Polymarket auch eine Limit-Order setzen. Dabei würden die Anteile erst dann gekauft werden, wenn die Preise wieder sinken. Bedeutet aber natürlich auch, dass keine Wette platziert wird, wenn man den Preis zu niedrig gesetzt hat und dieser Wert nicht mehr erreicht wird.
Unter den Wetten findet man auch immer die geltenden Regeln. Es wird erklärt, unter welchen Bedingungen eine Wette als gewonnen oder verloren gilt. Dabei geht die Plattform auch darauf ein, welche Quelle genutzt wird, um das Ergebnis zu bestimmen. Bei der Wette zu den Swing States wurde daher nicht nur erklärt, welche US-Staaten als Swing States angesehen werden, sondern auch welche Medien, in diesem Fall Associated Press, Fox News und NBC, als Quelle für die Verkündigung genutzt werden.
Sollten diese Medien jedoch nicht zum selben Ergebnis kommen, also unterschiedliche Kandidaten als Gewinner des Staates ausrufen, würde Polymarket sich letztlich auf die offizielle Erklärung berufen und anhand dessen die Wette mit „Ja“ oder „Nein“ auflösen.
Weitere Wetten platzierte Torben zu den League of Legends Worlds 2024, wo er prognostiziert, dass „T1“, ein professionelles eSports-Team das Worlds Turnier 2024 gewinnt, Donald Trump insgesamt die US-Wahl gewinnt und in Folge dessen erneut Präsident wird und außerdem bei seinem Wahlauftritt in Henderson, im US-Bundesstaat Nevada, das Wort „Halloween“ benutzen wird. Bei seiner letzten Wette prognostiziert Torben außerdem, dass Joe Rogan nicht sagen wird, dass er für Trump abstimmt.
Weitere interessante Wetten, bei denen Torben aber nur 5 Dollar gesetzt hat, sind, dass die USA noch im Jahr 2024 bestätigen, dass es Außerirdische gibt, der Bitcoin Kurs zum 01. November 2024 wieder unter 68.000 US-Dollar liegt.
In beiden Fällen geht Torben aber nicht wirklich davon aus, dass er Recht behält. Vielmehr hat er seine Anteile günstig gekauft und könnte sich vorstellen, dass die Preise steigen und er seine Anteile mit Gewinn verkaufen könnte.
Als letzte Wette hat Torben zudem auf einen Sieg der Mavericks gegen die Rockets gewettet. Vorab schaute er sich die Wettquoten bei Tipico an und musste feststellen, dass diese nahezu identisch sind.
Erfahrungen und Risiko
Das Wort „Halloween“ hat Donald Trump bei seinem Wahlauftritt in Henderson nicht genutzt, diese Wette hat Torben also verloren und damit auch seinen Einsatz. Auch die Wette zum Bitcoin Kurs war ein Fehlschlag. Glücklicherweise hat Torben jedoch nur 5 Dollar gesetzt, weshalb sich der Verlust in Grenzen hält.
Mit seiner League of Legends Prognose hat er jedoch ins Schwarze getroffen. Das eSports-Team „T1“ hat das Turnier erneut gewonnen und Torben somit 80,65 Dollar ausgezahlt bekommen, was bei seinem initialen Einsatz von 50 Dollar einen Profit von 30 Dollar bzw. 61% bedeutet.
Zum Zeitpunkt seines Selbstexperiments haben die Wetten rund um die US-Wahl den Polymarket dominiert. Dies führte dazu, dass Torben sich aktiv mit dem Geschehen rund um die Wahl genauer beschäftigte. Anhand von Tweets, einzelnen Aussagen und viralen Postings entwickelten sich die Wetten fortwährend und auch neue Wetten erschienen auf der Plattform.
Diese neuen Wetten werden vom Polymarket Team veröffentlicht, Nutzer haben jedoch auch die Möglichkeit Wetten vorzuschlagen. Um einen Vorschlag einzureichen müssen verschiedene Faktoren erfüllt sein, die Polymarket ganz transparent kommuniziert. Nicht nur die Handelsnachfrage entscheidet, sondern auch ob diese Wette von sozialen Nutzen ist oder einen Nachrichtenwert hat. Wichtig ist zudem, dass eine klare Marktaufteilung möglich ist und dass es glaubwürdige Informationsquellen zur Marktauflösung gibt. Zudem ist wichtig, dass die Marktlage in einem definitiven Zeitrahmen geklärt werden kann. Wetten, die sich also über Jahre erstrecken würden, haben eher schlechte Chancen.
Zu der US-Wahl hatte Torben als zweite Wette einen Wahlsieg von Trump prognostiziert. Nachdem die Abstimmung langsam in Richtung Trump ausfiel, entschied er sich, weitere Anteile zu kaufen und konnte somit seinen Profit erhöhen. Die ursprünglich für 100 Dollar gekauften Shares hatten am Ende der Wahl einen Wert von 157,74 Dollar. Das ist zwar ein schöner Gewinn, jedoch nichts im Vergleich zu einem anderen Nutzer, der 11 Millionen Dollar mit seiner Prognose verdient hat. Fairerweise muss jedoch dazu gesagt werden, dass dieser Nutzer etwas mehr als 18 Millionen Dollar gesetzt hat.
Seine Joe Rogan Wette ging ebenfalls auf, obwohl Rogan in einem Tweet ein Lob an Elon Musk aussprach und ihm in sämtlichen Punkten zustimmt. Er schrieb zudem, dass er Donald Trump „billigt“, dies wurde von Polymarket jedoch nicht als klare Zustimmung bzw. wie in der Wette, als „Wahlaussage“ definiert.
Auf Polymarket gibt es zudem eine weitere Möglichkeit potenziell Geld zu verdienen: Das Liquiditätsprämienprogramm. Dabei können Nutzer USDC in einen Sharepool geben um die Liquidität einer Wette zu ermöglichen. Im Gegenzug erhält man dann entsprechende Shares die wiederum an andere Nutzer verkauft werden. Die Liquiditätsgeber legen zudem mit Limit-Orders die Preise fest, wodurch garantiert werden kann, dass die Liquidität der Wette bestehen bleibt und Nutzer jederzeit die Möglichkeit haben, vorzeitig aus den Wetten auszusteigen.
Als Liquiditätsgeber profitiert man an dieser Stelle, da die Plattform entsprechende Prämien bereit hält.
Schlussfolgerung
Am Ende des Selbstexperiments ist Torben Platzers Portfolio von eingangs 500 Dollar auf 502,36 Dollar angestiegen. Manche seiner Wetten haben einen Profit von 30-35%, eine Wette lag sogar bei einem Profit von fast 75%. Bei seinen 35 bereits abgeschlossenen Wetten blickt Torben jedoch auf einen Verlust von fast 65 Dollar zurück.
Um das Reward-Programm von Polymarket testen zu können, musste Torben daher nochmal Geld einzahlen. Anschließend hat er Limit-Orders für die verschiedenen Share-Preise erstellt. Für rund 80 Dollar an bereitgestellter Liquidität hat Torben von Polymarket 42 Cent an Prämien erhalten. Diese Summe stammt aus den Transaktionsgebühren die Polymarket bei den Wettplatzierungen erhebt. Aus aktueller Sicht ist das auch die einzige Einnahmequelle der Plattform, da zum Zeitpunkt des Selbstexperiments keine weiteren Handelsgebühren erhoben werden. Auch als Liquiditätsgeber konnte Torben aus diesen Wetten problemlos aussteigen und seine Shares verkaufen.
Die Beteiligung an solchen Wetten hat gezeigt, dass der Prognosemarkt stark abhängig von realen Ereignissen und politischen Entwicklungen ist, was ihn zu einer risikoreichen Plattform macht. Trotz der relativen Neuheit und des Potenzials für hohe Gewinne sollte jedem bewusst sein, dass auch signifikante Verluste möglich sind. Besonders, wenn man bedenkt, dass laut Statistiken von LayerHub 87% der Nutzer ihr Geld verlieren und lediglich 1,5 Prozent Gewinne über 1.000 Dollar erzielen.
Die Plattform Polymarket repräsentiert eine innovative Art, auf Ereignisse zu wetten und bietet Einblicke in die kollektive Intelligenz und Erwartungen der Nutzer. Dennoch ist Vorsicht geboten, da das Risiko immer präsent ist und der Zugang in einigen Regionen rechtlich eingeschränkt sein könnte. Die Plattform bestätigt, dass in der Wirtschaft der Glaube an rationale Entscheidungsfindung vorherrscht, wenn echtes Geld auf dem Spiel steht, sie dient jedoch nicht als sicherer Weg zum Reichtum. Genauso entscheidend ist es, sich der Gefahren des süchtig machenden Aspekts des Glücksspiels bewusst zu sein, der im Kontext der Prognosemärkte auf einer so datengesteuerten und digitalisierten Plattform möglicherweise noch verstärkt wird.