Pi Network: Gelddruckmaschine oder Abzocke?
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Mehr InformationenIn seinem neuesten Selbstexperiment testet Torben Platzer die vermeintliche Nummer 1 unter den Krypto-Mining-Apps für das Smartphone. Alleine im Google Play Store verzeichnet das Pi Network über 100 Millionen Downloads.
Die Funktion scheint simpel: Täglich klickt der User einen Button und startet das Pi-Token-Mining, welches anschließend im Hintergrund des Mobiltelefons läuft. Zusätzlich können Freunde eingeladen werden, wodurch alle von höheren Mining-Raten profitieren sollen.
Das Pi Network existiert bereits seit einigen Jahren und der Pi-Token wurde nun vor Kurzem auf den ersten Krypto-Plattformen gelistet. Dadurch steht einem Verkauf der Token theoretisch nichts mehr im Weg und Torben möchte herausfinden, ob das Krypto-Mining wirklich so einfach ist oder ob es sich bei dem Pi Network um einen Betrug handelt.

Was ist das Pi Network?
Das Pi Network wurde im Jahr 2019 von zwei Absolventen der Stanford University gegründet. Es handelt sich um eine Mining-App fürs Smartphone, um möglichst einfach die Kryptowährung Pi-Token zu schürfen. Das Projekt war das erste seiner Art und warb stark mit der Einfachheit, eine digitale Währung über das Mobiltelefon schürfen zu können.
Schnell etablierten sich zwei unterschiedliche Lager. Während die einen davon sprachen, wie revolutionär das Pi Network sei und nahezu jedem das Mining ermöglichte, ohne dafür teure Hardware wie Grafikkarten zu kaufen, widersprach die andere Gruppe und führte genau diese Argumente an, um das Pi Network als Betrug zu brandmarken.
Der Unterschied beim Pi Network liegt darin, dass sie anders als Bitcoin und Co. auf einer eigenen Blockchain liegen. In diesem sogenannten Layer 1 Network gelten etwas andere Regeln, als man es von Bitcoin oder Ethereum gewohnt ist.
Die Sicherheit der Pi Blockchain wird durch 3 Knotenpunkte ermöglicht. Der erste Knotenpunkt ist der Nutzer sowie die von ihm eingeladenen Nutzer. Diese zusammen bilden einen sogenannten „Security Circle“. Diese Gruppe unter sich sieht, was die jeweils anderen Gruppenmitglieder machen und die Pi Network App verifiziert die Aktivitäten.
Neben der App für das Mobiltelefon, gibt es auch die Pi-Node-Software, welche auf Computern installiert werden kann. Diese Software stellt den zweiten Knotenpunkt dar. Die innerhalb der App erfassten Aktivitäten werden verschlüsselt an die Pi-Node-Software weitergeleitet und dort verifiziert.
Eine eigene Node kann letztlich jeder Nutzer durch die Node-Software erstellen, über die Zulassung entscheidet jedoch das Core Team von Pi Network. Für viele Krypto-Enthusiasten ein absolutes No-Go.
Für den dritten Knotenpunkt werden die verifizierten Daten schlussendlich an die sogenannten Super Nodes geschickt und dort nochmals verifiziert. Wenn alles korrekt ist, wird die Transaktion dann in der Super Node bestätigt.

Über die Social Media Kanäle gab Pi Network dann vor kurzem bekannt, dass ab dem 20. Februar 2025 der Pi-Token endlich gelistet und dementsprechend gehandelt werden kann. Und das Interesse seitens der Krypto-Börsen war vorhanden. Diese verdienen ihr Geld schließlich mit den Transaktionsgebühren. Bei Milliarden Token und Millionen Nutzern ein lukratives Geschäft.
Vor zwei Jahren hat Torben das Pi Network schonmal getestet und sich von seinem Kollegen werben lassen. Nun möchte er nochmal in das Pi Network reinschauen und sehen, ob ein Profit wirklich möglich ist.
Verstecktes Referral-System
Nachdem er sich bei der App eingeloggt hatte, wollte er direkt wieder anfangen, Pi-Token zu schürfen. Allerdings erhielt Torben prompt die Meldung, dass sein Beitrag zur Sicherheit des Netzwerks zu gering ist. Übersetzt bedeutet das, er soll mehr Leute einladen, am Pi Network zu partizipieren.

Im Hintergrund hat man zwar sehen können, dass dennoch Pi-Token geschürft und seinem Konto gutgeschrieben werden, dennoch konnte er nicht durch die App navigieren und musste zuerst den Zugang zu seinen Kontakten freigeben und anschließend Leute einladen. Torben entschied sich dafür, eine Einladung an seine Zweitnummer zu senden, kritisierte aber direkt, dass er weitere Leute einladen muss, um das Pi Network zu nutzen.
Nachdem er nun die App richtig nutzen kann, findet er zuerst eine Pinnwand, an der andere Leute Beiträge posten. Auch dahinter verbirgt sich ein Mechanismus. Nutzer können ihre geschürften Token in Flammen-Emojis umwandeln und damit gute Beiträge unterstützen. Damit versuchen die Gründer einerseits die Community aktiv zu halten und gleichzeitig einen Teil der Pi-Token zu verbrennen, um die Inflation im Griff zu haben.
Die Inflation kann durchaus zum Problem werden. Während beim Bitcoin maximal 21 Millionen Bitcoins erlaubt sind, sind es beim Pi Network 100 Milliarden Pi-Token. Unter anderem deswegen haben die Entwickler vor dem Listing des Token auch Features eingebaut, um einen Massenverkauf bestmöglich zu verhindern. Nutzer haben die Chance, ihre Pi-Token zu sperren, wodurch sie nicht verkauft werden können und erhalten dafür im Gegenzug eine erhöhte Mining-Rate.
Durch sein erstes Selbstexperiment zum Pi Network hat Torben 7,6 Pi-Token. Klickt er diese in der App an, gelangt er zu einer Aufschlüsselung über die Zusammensetzung.

Dabei stellt er fest, dass 3,4 Pi-Token „unverifiziert“ sind. Um diese umzuwandeln, müssen die eingeladenen Nutzer eine „KYC“-Kontrolle (Know your Customer – Kenne deinen Kunden) durchführen. Dabei soll die Identität des Nutzers bestätigt werden, um so beispielsweise Bot-Accounts ausschließen zu können.
Weitere 4,1 Pi-Token sind „transferfähig“. Dafür muss Torben jedoch die sogenannte „Mainnet-Checkliste“ abschließen. Die Checkliste enthält Aufgaben. Beispielsweise müssen Nutzer den Pi Browser herunterladen. Hierbei handelt es sich um einen Pflicht-Download, da nur über diesen Pi Browser verschiedene Schritte für den Mainnet-Transfer durchgeführt werden können.
Nachdem der Browser heruntergeladen wurde, wird darüber beispielsweise die Pi-Wallet erstellt, auf welcher die Pi-Token schlussendlich landen sollen. Zu der Erstellung der Wallet erhält man eine Passphrase, die automatisch auf dem Mobiltelefon gespeichert wird. Die Passphrase ist nötig, wenn man sein Konto beispielsweise auf einem anderen Handy wiederherstellen möchte.
Nachdem man den Browser geladen und die Wallet erstellt hat, folgt das eigentliche KYC-Verfahren, in welchem man seine Identität bestätigen muss. Das KYC-Verfahren ist jedoch erst möglich, wenn ein Nutzer mindestens 30 Mining-Sessions absolviert hat. Bedeutet also, hat ein Nutzer die App weniger als 30 Tage genutzt, ist eine Auszahlung nicht möglich.

Auch dies kritisiert Torben. Während der Nutzer ohne Identitätsbestätigung im Zweifel schon seit sechs Jahren am Schürfen ist, ist eine Auszahlung bzw. vorrangig ein Transfer der Token ohne bestätigte Identität nicht möglich.
Zudem kritisiert Torben, dass diese ganzen künstlichen Verzögerungen unnötig sind. Das Pi Network wollte ursprünglich bereits im Jahr 2021 richtig live gehen und der Token sollte bereits dort gelistet werden. Im Laufe der Jahre kam es immer wieder zu Verzögerungen, die mal mehr, mal weniger gut erklärt wurden. Trotzdem sind immer mehr Nutzer in das Pi Network eingestiegen. In Südkorea beispielsweise nutzen mehr Menschen das Pi Network als Binance. In Vietnam und auf den Philippinen gehört das Pi Network zu den Top 3 Netzwerken nach Nutzeraktivität.
Launch des Pi-Token erfolgreich?
Da Torbens Konto aufgrund der KYC-Voraussetzung 30 Mining-Sessions durchzuführen für dieses Selbstexperiment nicht genutzt werden kann, entscheiden er und sein Kollege sich dazu, das Konto des Kollegen für das Selbstexperiment weiter zu nutzen. Dieser erfüllt bereits die Anforderungen für das KYC-Verfahren und wurde eine Zeitlang aktiv zum Schürfen genutzt. Dabei konnte Torbens Kollege über 820 Pi-Token generieren.
Der Pi-Token wurde am 20. Februar 2025 auf den Plattformen OKX, MEXC und Bitget gelistet. Binance hat zu diesem Zeitpunkt zumindest mal innerhalb der Binance-Community eine Umfrage gestartet, ob der Pi-Token auch dort gelistet werden soll.
Zum Zeitpunkt des Selbstexperiments hatte der Pi-Token sein Allzeithoch bei 2,10 Dollar, ist allerdings relativ schnell auf 67 Cent gefallen.
Innerhalb seiner Community hat Torben mitbekommen, dass manche Nutzer ihre Pi-Token auszahlen lassen konnten. Auf dem Account des Kollegen läuft zu diesem Zeitpunkt noch immer der KYC-Prozess und wartet auf Bestätigung. Torben sagt jedoch, selbst wenn diese erfolgt, muss er anschließend weitere 14 Tage auf die Übertragung der Token warten.

Mit dem offiziellen Launch kamen jedoch auch einige weitere Vorwürfe auf. Zum einen scheinen die von Pi Network angegebenen Nutzerzahlen nicht mit der Menge an Nutzern auf der Blockchain übereinzustimmen.
Während das Pi Network selbst offiziell von 60 Millionen Nutzern spricht, sind über Tools wie ExplorePi und Pi Door nur sechs bis neun Millionen Pi-Wallets auf der Blockchain zu finden. Selbst wenn diese Daten nicht komplett akkurat sein sollten, stellt dies einen massiven Unterschied dar.
Ein weiteres Indiz, das Torben benennt ist, dass es trotz angeblich 60 Millionen Nutzer, kaum User-Generated-Content auf Plattformen wie YouTube gibt. Viele Videos suggerieren zwar, dass es sich um echte Menschen und Meinungsvideos handelt, in den meisten Fällen, sind das jedoch nur faceless KI-Videos.
Lohnt es sich bei Pi Network einzusteigen?
Einige Tage nach dem Launch des Token und dem Kursverfall auf 67 Cent, erholte sich der Kurs merkwürdiger Weise und stieg auf 1,70 Dollar. Dies liegt daran, dass mehr Leute den Token kaufen als verkaufen. Natürlich kann man damit argumentieren, dass viele Nutzer durch die KYC-Voraussetzungen und die Wartezeiten bis zur Bestätigung und Übertragung der Token noch den einen oder anderen Verkauf verhindern. Gleichzeitig ist jedoch fraglich, warum man den Pi-Token kaufen sollte, wenn dieser durch die Pi-Network-App mit nur einem Klick geschürft werden kann?
Torben vermutet, dass die Gründer des Pi Networks finanziell gegen den Kursverfall gegenhalten. Seit der Gründung im Jahr 2019 haben sie nämlich einiges an Profit machen können. In der App wird regelmäßig Werbung ausgespielt. Zudem gibt es Vorwürfe, dass möglicherweise Nutzerdaten verkauft werden könnten.
Torben rät, wie immer bei solchen Selbstexperimenten, davon ab, irgendetwas nachzumachen. Gleichzeitig betont er dennoch, dass es abseits möglicher Datenschutzbedenken an sich keinen eklatanten Grund gibt, das Pi Network nicht zu nutzen.
