Iman Gadzhi Business Coaching: Ein Blick hinter die Kulissen
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Damit lockt das Coaching von Iman Gadzhi
Iman Gadzhi ist 23 Jahre alt und hat mehr als 3,74 Millionen Abonnenten auf YouTube. Der ursprünglich in Russland geborene Gadzhi konnte aufgrund seines wohlhabenden Stiefvaters jedoch nach London ziehen. Als Iman 14 Jahre alt ist, verlässt der Stiefvater seine Mutter und Gadzhi sieht sich, wie er selbst behauptet, in der Verantwortung Geld zu verdienen für sich und seine Mutter. Dank seines, laut eigener Aussage, Nettovermögens von 30 Millionen Dollar, pendelt Iman mittlerweile zwischen London und Dubai.
Vor einiger Zeit präsentierte er das Business-Coaching „Educate the Rescue“. Ein Programm, das finanzielle, örtliche und zeitliche Freiheit verspricht und ein umfassendes Paket aus Inhalten bieten soll, inklusive Live Calls, One-on-one Mentoren und direktem Zugang zu Iman selbst für 990 US-Dollar. Laut dem Angebot soll man lernen, wie man sechsstellige Beträge als Vertriebsmitarbeiter erwirtschaftet, ohne eine Firma zu gründen, wie man ein Unternehmen gründet, mit dem fünfstellige Verdienstmöglichkeiten erreichbar sind, natürlich einsteigerfreundlich und es soll vermittelt werden, wie man mit Hilfe von KI Geld verdienen kann.
Was Torben recht schnell erschrocken hat, war, dass er wenige Sekunden nach Eingabe seiner Daten, noch bevor er das Business-Coaching kaufen konnte, plötzlich auf WhatsApp von einer unbekannten Nummer angeschrieben wurde. Es handelte sich dabei wohl um einen Mitarbeiter von Iman, der weitere Angebote und Fragen hatte. Auch wenn Torben für das Selbstexperiment mitgespielt hat, merkt er an, dass andere Nutzer solch ein Verhalten wohl eher abschrecken würden.
Hochwertige Produktion trifft auf mangelnde Substanz
Der Mitgliederbereich ist sauber und aufgeräumt und im Dashboard findet man Informationen zum nächsten Livecall und dem jeweiligen Thema. Zudem gibt es noch einen Kalender mit allen anstehenden Terminen, Aufnahmen der letzten Livecalls und auch die PDF-Dateien für die jeweiligen Kurse können heruntergeladen werden.
Was Torben besonders interessant fand, war die Funktion “Find a Friend”. Zuerst dachte er, es handele sich dabei um ein Referral-Programm wie in anderen Coachings, tatsächlich aber konnte man dort gezielt nach Mitgliedern suchen. Sofern die Mitglieder ihr Social Media Profil hinterlegt haben, wurde auch dieses angezeigt und konnte mit einem Klick geöffnet werden.
Er hat sich den “6 Figure Sales Rep” Kurs angeschaut. In 29 Videos, viele dabei mit über 20 Minuten Länge, soll vermittelt werden, wie man als Vertriebsmitarbeiter, ohne eigene Firma, sechsstellige Beträge erwirtschaftet. Torben lobt die hohe Qualität und professionelle Aufmachung der Videos. Der Kurs führt durch sechs Module. Angefangen bei einer Vorstellung des Gastdozenten durch Iman Gadzhi. Im nächsten Modul geht es um den “ehrenvollen Abschluss”. In diesem Modul wird über den “Ehrenkodex” einer Vertriebsmitarbeiters gesprochen. Es wird erklärt, dass die Abschlüsse ehrlich und frei von Manipulation oder sonstigen Lügen erfolgen müssen. Gleichzeitig wird auch betont, dass Vertrieb eine der besten Möglichkeiten sei, um finanziell frei zu werden. Zusätzlich wird thematisiert, woran man erkennen kann, ob man für den Verkauf gemacht ist, gleichzeitig kann aber jeder den Verkauf erlernen.
Im dritten Modul geht es dann um das Ökosystem im Vertrieb. Es wird erklärt, wie und wo man Networken kann, ohne konkrete Website oder Anlaufstellen. Auch Social Media wird als sehr wichtig beschrieben und es werden Tipps für das Social Selling vermittelt. Zudem wird das Vergütungsmodell im Vertrieb erklärt und der Unterschied zwischen Gehalt und Provision deutlich gemacht. Der Gastdozent in diesem Modul erklärt zudem, wie wichtig das Aussehen, das Equipment und die Außendarstellung gegenüber Kunden sei, um besser zu einem Verkaufsabschluss zu kommen.
Im vierten Modul “The Million Dollar Sales Prozess” fängt Torben jedoch an, Unstimmigkeiten zu entdecken. In diesem Modul geht es ebenfalls sehr ins Detail, es werden aber Beispiele gewählt, die laut ihm in der Praxis eher belächelt werden. Bei einem Beispiel wurde Torben auch langsam stutzig, da es den vorausgegangenen Modulen in Teilen widerspricht. Der Gastdozent erklärt, wie er jemanden zum Kauf überzeugt, indem er sein Produkt als eine Chance bezeichnet, als würde man Bitcoin im Jahr 2010 kaufen, mit dem Wissen, wie er sich entwickelt. Laut Torben widerspricht dies aber stark dem zweiten Modul, wo es noch hieß, die Abschlüsse sollen ehrlich, ohne Lügen und Manipulation erfolgen.
In Modul fünf geht es dann darum, Hürden zu überwinden und seine Glaubenssätze zu besiegen. Im Fokus steht dabei die Behandlung und Vorwegnahme von Einwänden im Verkaufsgespräch. Und obwohl es zum Zeitpunkt des Selbstexperiments nur 3 Videos gab, fand Torben dieses Modul, mit Abstand, am Besten.
Im letzten Modul geht es dann um “Fortgeschrittene Konzepte”. Für Torben ist dieses Modul viel zu langatmig. Der Gastdozent spricht viel über seine Gedankengänge und holt in seinen Erzählungen offenbar weit aus. Laut Torben geht das Video 20 Minuten, enthält aber nur eine Handvoll Sätze mit echtem Mehrwert.
Dem “6 Figure Sales Rep” Kurs kann Torben leider nicht viel abgewinnen. Zusammenfassend sagt er, der Kurs habe eine hohe Produktionsqualität, aber der Inhalt sei wirklich schwach. Es wird erklärt, was Verkaufen ist, man erhält aber keine sinnvollen Praxisbeispiele. Die im Kurs genutzten Beispiele seien oftmals “Dating Situationen”. Torben bemängelt in diesem Zusammenhang zurecht, dass die emotionale Ebene im Dating eine andere sei als bei einem Verkaufsgespräch für ein Produkt oder eine Dienstleistung. Es werden in dem Kurs schöne Grafiken verwendet, aber auch hier fehlen konkrete Beispiele. Zudem gebe es unnötig viele Wiederholungen, welche jedoch für ihn keinen Sinn machen, da sich ja die anderen Module jederzeit erneut abrufen lassen.
Starker Kontrast zum “Agency Navigator”
Der “Agency Navigator” Kurs von Iman Gadzhi selbst wurde ursprünglich für 3000 Dollar verkauft. Später wurde er um die Hälfte, auf 1500 Dollar reduziert und nun im “Educate the Rescue” Kurs integriert. Ziel des “Agency Navigator” ist es, von Null an eine Agentur aufzubauen, mit der man mindestens 10.000 Dollar im Monat verdient. Es wird dabei auf SMMA, Social Media Marketing Agency, gesetzt. SMMA soll dabei helfen, den Social Media Auftritt der Kunden zu verbessern und die Reichweite aufzubauen.
Im ersten Modul geht es dabei wieder um die Grundlagen, wie man seine Nische findet und eine passende Dienstleistung auswählt. Im Gegensatz zu der mangelnden Substanz im “6 Figure Sales Rep” Kurs vermittelt der Agenturkurs von Gadzhi, detaillierteres und umsetzbares Wissen. Es werden Beispiele, wie Fitnessstudios, genommen, die laut Torben auch in Deutschland eine sehr ergiebige Zielgruppe darstellen.
Im Modul “Systeme & Prozesse” geht es fachlich darum, wie ein Angebot kreiert wird, wie die Preiskalkulation zu seiner Dienstleistung aussehen sollte für lokale Unternehmen und E-Commerce. Auch wird erklärt, welche Modelle sinnvoll sind, beispielsweise dass man einen Friseursalon nicht so skalieren kann, wie einen Onlineshop. In dem Modul wird auch die Berechnung eines festen Einkommens verglichen mit einem dynamischen Modell, welches auch prozentuale Shares beinhaltet. Laut Torben macht dieses Beispiel Sinn und findet auch in ähnlicher Form in der Praxis Anwendung. Und auch die Preiskalkulation aus dem Modul kann man laut ihm durchaus übernehmen.
In einem weiteren Modul geht es um das Thema Steuern, Rechnungswesen und Buchhaltung. Besonders spannend findet Torben, dass in diesem Modul konkrete Tools vorgeschlagen werden, um Strukturen aufzubauen. Zu beachten ist jedoch, dass zum Zeitpunkt des Selbstexperiments keine deutschen Unternehmensformen vorgestellt oder erklärt wurden. Da es sich um einen englischsprachigen Kurs handelt, der sich nicht explizit an Deutsche richtet, ist dies aber nachvollziehbar.
Iman erklärt in seinem Kurs zudem, wie das Onboarding von Kunden ablaufen sollte, von reaktiver zu proaktiver Kommunikation. Auch wird über die Lead Gewinnung für die eigene Agentur aber auch, super wichtig, für den Kunden gesprochen. Dabei geht es sowohl um organischen als auch bezahlten Traffic. Imans Fokus liegt laut Torben aber definitiv auf bezahlten Facebook-Anzeigen. Dort hat Iman Gadzhi scheinbar auch seine größte Stärke und erklärt sehr detailliert, wie man auf Facebook Anzeigen schaltet, Kampagnen aufsetzt, seine Anzeigen skalieren und auswerten kann. Und das Ganze teilweise über 10 Videos hinweg. Zu diesem Modul kann Torben nur seinen Hut ziehen. Noch nie habe er einen besseren Kurs zu dieser Thematik gesehen. Auch das Videoteil zur Linkedin Lead Gewinnung und des Sales Navigators seien durchaus interessant und gespickt mit Strategien, bei denen er eingestehen muss, diese vorher noch nie gehört zu haben.
Iman Gadzhi hat auch ein Modul zu Sales und Follow-Ups. Und auch wenn Gadzhi sich in dem Modul teilweise so anhört, als hätte er das Setter & Closer Prinzip erfunden, obwohl es absoluter Standard im Verkaufsgespräch ist, lobt Torben, dass es detaillierte Anleitungen und Gesprächsleitfäden an die Hand gibt. In diesem wird auch auf Einwände des Kunden und entsprechende Reaktionen eingegangen. Zudem gibt es auch Videos und Dokumente zum Aufbau des Sales Funnel, welche nicht nur erklären, wie der Funnel für die eigene Agentur, sondern eben auch für die Agenturkunden aufgebaut werden kann.
Was Torben in Imans “Agency Navigator” jedoch bemängelt, ist, dass kaum auf Google Ads eingegangen wird und TikTok Marketing gar nicht thematisiert wird. Gerade letzteres könnte für viele Unternehmen gut funktionieren und sollte unbedingt in den Kurs integriert werden.
Kritische Reflexion
Die Marketingstrategien, die Iman Gadzhi anwendet, stehen jedoch in starkem Kontrast zu den fachlichen Inhalten seiner Programme. Die Verwendung von komplexen Storylines und manipulativen Techniken, um Angst und Misstrauen gegenüber etablierten Bildungswegen zu schüren, erscheint als Versuch, potenzielle Käufer zu beeinflussen und zum Kauf zu bewegen. Hier sieht man starke Überschneidungen und Parallelen zu anderen Persönlichkeiten wie Andrew Tate, die ebenfalls mit sehr manipulativen Methoden versuchen, ihre Kurse zu verkaufen.
Iman Gadzhi hatte in der Vergangenheit schon einmal ein Narrativ kreiert mit seiner Videoreihe “The Digital Renaissance”, in welcher er behauptete, diese Videoreihe würde ihn angreifbar machen und mächtigen Menschen im Hintergrund ausliefern. Zudem sprach er davon, dass diese Videos wohl schnell gelöscht werden würden. Er bediente sich zu dieser Zeit dem immer mehr aufkommenden Narrativ, dass die Medien andere Meinungen unterdrücken würden. Er spielte dabei jedoch lediglich mit den Ängsten der Menschen, um seinen damaligen Kurs zu verkaufen. Das Storytelling der gesamten Geschichte und auch der mit Netflix vergleichbare, hochqualitative Produktionsaufwand stehen im starken Kontrast dazu, wie Iman versucht, sich als Whistleblower darzustellen, der seine geheimen Informationen weitergeben will.
Auch bei seinem aktuellen “Educate the Rescue” Kurs sind gewisse Parallelen vorhanden. Iman Gadzhi greift auch hier das Bildungssystem an und spricht davon, dass die Menschen Mentoren benötigen und natürlich hat nur Iman selbst die Lösung.
Um an Live-Gesprächen teilnehmen zu können, muss eine Anfrage gestellt werden. Torben wurde jedoch, abgesehen von dem “Welcome Call“, immer abgelehnt. Zudem wurde er aufgefordert, sich abzumelden oder direkt seinen Account zu löschen. Dadurch verschärft sich die Frage nach der Transparenz und Aufrichtigkeit dieser Angebote noch mehr.
Während die technischen Inhalte des Agenturkurses von Iman Gadzhi durchaus wertvolle Einblicke bieten können, ist es die Art und Weise, wie diese Inhalte vermarktet und verkauft werden, die zur Vorsicht mahnt. Auch Imans eigene Agentur, welche als Beispiel für seinen Erfolg herangezogen wird und ihm die nötige Expertise bescheinigen soll, darf kritisch betrachtet werden. Er selbst hat seine Agentur vor einiger Zeit geschlossen. Wenn diese jedoch so erfolgreich lief, sollte man zumindest darüber nachdenken, warum er nicht einfach ausgestiegen ist oder die Agentur in andere Hände gegeben hat. Schaut man sich seine ehemalige Agentur jedoch etwas genauer an, kommt schnell der Eindruck auf, dass sein Agentur-Geschäftsmodell vielleicht von Anfang an, lediglich der Verkauf seiner Kurse ist. Dementsprechend legt Torben nah, dass auch die angeblichen Agenturumsätze möglicherweise nur Fake sind.