Geld verdienen mit Kapselautomaten: Wie geht das?
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Der Beginn des Abenteuers
Torben Platzer war neugierig auf das Geschäft mit Kapselautomaten und beschloss, dies anhand eines Selbstexperiments zu erkunden. Indem er einen Automaten kaufte und diesen mit einer Vielzahl von Spielzeugen befüllte, wollte er herausfinden, wie viel Profit damit erzielt werden kann. Außerdem hat er noch mit einer Person gesprochen, die ebenfalls im Automatengeschäft professionell tätig ist und hat erfahren, welche Umsätze möglich sind.
Die Geschichte der Kaugummiautomaten reicht weit zurück und war lange Zeit ein beliebter Blickfang in Deutschlands Straßen. Zwischen den 1950er und 1980er Jahren, soll es bis zu 800.000 Automaten gleichzeitig auf der Straße gegeben haben. Manche berichten davon, dass es sogar bis zu einer Million Automaten gab. Heute sind sie zwar seltener geworden, schätzungsweise gibt es noch ungefähr 300.000 bis 400.000 Automaten, aber die Faszination für diese nostalgischen Verkaufsgeräte bleibt. Trotz nostalgischer Rückblicke wurde Torben erst so richtig Aufmerksam auf das Thema, als er einen Bericht über Gerhard Jahn aus Bayern, dem “King of Kaugummi“, entdeckt hat. Jahn nennt 15.000 Kaugummi Automaten sein Eigen und erzählt in dem Artikel von einem erträglichen Geschäft. Der “King of Kaugummi” betreibt das Automatengeschäfts bereits seit 37 Jahren und dank seines wirtschaftlichen Erfolgs beschäftigt er mittlerweile 9 Mitarbeiter, darunter 6 Fahrer. Jährlich werden Strecken von bis zu 130.000 Kilometer zurückgelegt. Alle 15.000 Automaten werden viermal jährlich komplett entleert, da es sich um Lebensmittel handelt und die gesetzlichen Regelungen dies vorsehen.
Torben kann sich nach seiner anfänglichen Recherche durchaus vorstellen, dass mit dem richtigen Standort und der richtigen Automatenbefüllung ein gewisses passives Einkommen zustande kommen kann. Um tiefer in das Thema einzutauchen, wandte er sich an Paul Kramer, der als Experte für das Geschäft mit Automaten bekannt ist und erhielt wertvolle Ratschläge für sein Vorhaben.
Der Kauf und die Vorbereitung
Die Entscheidung fiel auf einen Kapselautomaten, da diese im Vergleich zu Kaugummis höhere Einzelverkaufserträge versprachen. Während eine Person vielleicht zwei oder drei Kaugummis kauft und damit vielleicht ein Umsatz von 30 oder 60 Cent generiert wird, sind es bei einer Kapsel mit Spielzeug schon ein bis zwei Euro. Paul Kramers Empfehlung fällt daher eindeutig auf einen Kapselautomaten.
Einige Tage nach dem Gespräch mit Paul Kramer und seinen Tipps an der Hand, erwarb Torben einen solchen Automaten für einen überraschend geringen Preis von knapp unter 300 Euro. Die Auswahl und der Einkauf der Füllung waren nun der nächste Schritt. Dabei bemerkte Torben, dass die meisten Händler für Kapselfüllungen ihre Preise nicht öffentlich ausschreiben. Nachdem Torben einige der Händler kontaktierte, erhielt er jedoch zeitnah Angebote. Zusammen mit der Füllung zahlte er 336,50 Euro, was aus Torbens Sicht einen sehr guten Deal darstellt.
Um den Kapselautomaten nun aufstellen zu dürfen, muss ein Gewerbe angemeldet werden. An Torbens Standort in München erfolgt die Anmeldung schnell und unkompliziert online. Die Kosten dafür beliefen sich für ihn auf 20 Euro. Bei der Anmeldung hat Torben in der Beschreibung “Verkauf von Spielzeug & verpackten Lebensmitteln | Kein Glücksspiel”. Die verpackten Lebensmittel müssen natürlich nur dann angegeben werden, wenn man einen entsprechenden Automaten aufstellt. Die Angabe zum Glücksspiel ist wichtig, wenn man beispielsweise einen Greifautomaten aufstellt.
Zusammengerechnet hat Torben bisher also 356,50 Euro gezahlt, nur um einen Automaten zu erwerben, zu befüllen und aufstellen zu dürfen.
Die Suche nach dem perfekten Standort
Der Erfolg eines solchen Automaten hängt maßgeblich von seinem Standort ab. Ideale Orte sind, laut Paul Kramer, dort, wo viele Kinder und Jugendliche sind oder wo Personen einem spontanen Kaufimpuls eher nachgeben. Auch sogenannte “Quengelware”, beispielsweise die Regale direkt vor den Kassen, sind sehr gute Standorte, da Eltern hier oftmals nachgeben. Auch in Familienrestaurants, wo Kinder definitiv erwünscht sind oder an beliebten Reise- oder Ausflugszielen, können solche Automaten rentabel sein. Interessante Standorte können zudem auch Indoor-Spielplätze oder Zoos sein.
Mit dem nötigen Wissen hatte Torben nun eine ungefähre Vorstellung nach was für einen Standort er Ausschau halten sollte. Doch er merkte schnell, dass es nicht so einfach ist, eine geeignete Örtlichkeit zu finden. Einkaufszentren, welche Torben schriftlich kontaktierte, haben entweder abgelehnt oder sich gar nicht erst gemeldet. In Tierparks, Schwimmbädern und anderen Freizeiteinrichtungen wurde mit der Begründung abgelehnt, dass bereits Verträge mit anderen Unternehmen bestehen. In anderen Fällen hieß es, dass eine solche Entscheidung mit weiteren Personen besprochen werden müsste, diese Person aktuell aber nicht zugänglich sei.
Nach all diesen Absagen stellte Torben den Automaten anfangs erst einmal vor dem eigenen Büro auf. Automaten unterliegen jedoch dem Baurecht, weshalb für das Aufstellen eines Automaten sowohl ein Mietvertrag als auch eine baurechtliche Genehmigung erforderlich ist. Die Genehmigungspflichten unterscheiden sich jedoch von Land zu Land und sind in der Bauverordnung des jeweiligen Bundeslandes geregelt. Um eine Genehmigung zu beantragen, wendet man sich an die jeweiligen zuständigen Ämter.
Da das Aufstellen des Automaten vor dem eigenen Büro also hätte heikel werden können, hat Torben ihn dort wieder abgebaut und sich anschließend an kleinere Unternehmen gewandt. Seine Idee war, dass die Chance dort höher ist, den Inhaber persönlich anzutreffen, und auch Paul Kramer hat empfohlen, in den persönlichen Kontakt zu gehen, anstatt E-Mails zu schreiben. Kramers Erfahrung nach, hat man meist nur diese eine Chance und die Leute, die darüber entscheiden ob der Automat aufgestellt werden darf oder nicht, wollen bestenfalls sowohl den Automatenbesitzer als auch den Automaten selbst vorab schon mal gesehen haben.
Ergebnisse und Herausforderungen
Wie Torben erfahren hat, werden bei Kapselautomaten auch nicht die Umsätze geteilt, sondern es wird ganz klassischen eine monatliche Standmiete gezahlt, welche in den meisten Fällen zwischen 10 und 30 Euro liegt. Dies hängt jedoch mitunter davon ab, ob der Betreiber des Standorts einen eigenen Vorteil sieht, den Automaten “cool” findet oder vielleicht selbst aus Nostalgie heraus solche Automaten befürwortet.
Dies führte laut Torben jedoch zum nächsten Problem: Es kamen zwar Gespräche mit verschiedenen Betreibern zustande, der gekaufte und gebrauchte Automat war aber einfach nicht ansehnlich. Er empfiehlt daher, wer solche Automaten als Nebengeschäft betreiben möchte, sollte vielleicht etwas mehr Geld investieren, um schönere und moderne Automaten zu kaufen.
Trotz all dieser Hürden, durfte Torben den Automaten für 3 Tage in einem Friseursalon zu Testzwecken aufstellen, da der Friseur auch neugierig auf die Ergebnisse war und die Idee ganz lustig fand. Der Umsatz war mit drei Euro jedoch sehr mager.
Eine weitere Location war ein Cafe neben einem Park. Der Betreiber dort war ein Zuschauer von Torben, der ihm erlaubte, den Automaten für eine Woche aufzustellen. Leider musste der Automat am fünften Tag abgeholt werden, da der Münzeinwurf klemmte und nicht mehr gedreht werden konnte. Die Ausbeute in dem Cafe war mit vier Euro leider ebenfalls sehr mager.
Der Münzeinwurf musste glücklicherweise nur ausgebaut und mit etwas WD40-Spray eingesprüht werden und funktionierte anschließend wieder einwandfrei. Torben stellte sich jedoch die Frage, wie leicht so ein Automat kaputt gehen oder Ziel von Vandalismus werden kann und fragte bei Paul Kramer nach seinen Erfahrungen. Kramer erzählt, dass Vandalismus ein viel zu überschätztes Thema ist und in seiner Wahrnehmung nicht oft vorkomme. Auch seien die beschädigten Teile kostengünstig zu ersetzen und schnell einzubauen. Automaten werden regulär auch nur äußerst selten aufgebrochen, da sich die Mühe für Diebe wegen fünf oder zehn Euro kaum lohnt. Und Automaten, die in Geschäften oder Einkaufszentren stehen, werden in aller Regel auch meist in Ruhe gelassen, da einfach zu viele Leute während der Öffnungszeiten in der Nähe stehen.
Paul Kramer merkt dahingehend entsprechend an, dass sich Automaten durchaus lohnen, da die Instandhaltungs- und Reparaturkosten gering sind und bei entsprechend zeitnaher Prüfung die Automaten auch keine große Ausfallzeit haben. Der Umsatz ist daher meist höher als anfallende Kosten.
Etwas genervt von der bisher schlechten Performance des Automaten, griff Torben, wie er selbst sagt, zum „Influencer Bonus“ und fragte seine Instagram-Follower. Ein Bubble Tea Laden in der Münchener Innenstadt erlaubte Torben, seinen Automaten für einen Monat kostenfrei aufzustellen, um ihn bei seinem Selbstexperiment zu unterstützen. Innerhalb dieses einen Monats im Bubble Tea Laden erwirtschaftete der Automat einen Umsatz von 64 Euro. Einmal wurde der Automat jedoch ausgetrickst mit einer Saudi-Riyal Münze. Diese sieht einem 1-Euro-Stück recht ähnlich und ist fast genauso groß.
Fazit
Torben jedenfalls ist mit dem Ergebnis aus diesem einen Monat zufrieden und dachte sogar, einen relativ guten Schnitt gemacht zu haben. Paul Kramer kann jedoch noch ganz andere Zahlen nennen. Kramer betont zwar, dass sich pauschal nicht bestimmen lässt, wie viel ein Automat genau macht, da dies einerseits vom Angebot des Automaten, aber auch dem Standort und den damit einhergehenden Besucherströmen verbunden ist, aber bei ihm mache ein einfacher Kapselautomat rund 150 Euro im Monat, während ein einfacher Kaugummiautomat um die 60 Euro erwirtschaftet.
Das klingt zwar generell nicht nach viel, aber, so Kramer, der Aufwand und die Anschaffungskosten bei solchen Automaten sind gering. Snackautomaten, also Automaten mit Schokoriegeln, belegten Brötchen und Getränken, erwirtschaften je nach Standort zwischen 1.600 Euro und 7.000 Euro, müssen dafür aber auch deutlich häufiger befüllt werden.
Das Experiment mit dem Kapselautomaten hat gezeigt, dass kleine Investitionen in nostalgische Vending-Konzepte durchaus profitabel sein können. Wesentlich für den Erfolg sind allerdings die sorgfältige Auswahl des Standorts und die Attraktivität des Angebots. Die Hinwendung zu Spielzeugkapseln statt Kaugummis erweist sich als zukunftsträchtige Strategie, die höhere Einzelverkaufserträge verspricht. Die Erkenntnisse aus diesem Selbstexperiment bilden eine wertvolle Grundlage für alle, die mit dem Gedanken spielen, in das Geschäft mit Verkaufsautomaten einzusteigen.