Die Wahrheit hinter dem Krypto-Arbitragehandel DCPTG
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Tarnung als KI-Handelsplattform
Torben Platzer tauchte in die dunklen Ecken der Krypto-Welt ein, um ein mutmaßliches Betrugssystem zu untersuchen, das sich als KI-Handelsplattform tarnt. Was zuerst wie eine kleine und recht simple Betrugsmasche aussah, entwickelte sich schnell zu einer aufschlussreichen und komplexen Recherche durch ein Netz aus Lügen, Täuschungen und potenziellem finanziellen Verlust mit globalem Ausmaß.
Auf DCPTG wurde Torben dank einiger seiner Zuschauer aufmerksam. Die Meinungen zu der Plattform gehen auseinander. Manche Nutzer berichten, ihr Kapital verdoppelt zu haben und bestätigen, sie hätten bereits Auszahlungen erhalten. Dennoch ermittelt die Finanzaufsicht BaFin, da der Verdacht besteht, dass die angeblich in New York sitzende DCPTG LLC dort ohne Erlaubnis Bankgeschäfte und Finanzdienstleistungen anbietet und rät dringend davon ab, die Plattform zu nutzen.
DCPTG wirbt mit niedrigen Kosten und Automatisierung. Die „Digital Currency Pioneer Technology Group“ soll über 16 spezialisierte Abteilungen verfügen und greift auf 1.400 High-Tech-Talente und 31 Ingenieure zurück, die DCPTG in nur 6 Monaten aufgebaut haben sollen. Das Hauptgeschäft soll darin bestehen, die Fähigkeiten von „Big Data“, künstlicher Intelligenz und Cloud Computing zu kombinieren um Investoren und Investment Institute mit branchenführenden neuen Daten und intelligenten Technologiediensten zu versorgen, die maschinelles Lernen, Strategieentwicklung, Backtesting, Handel und Risikokontrolle umfassen.
Wie man all diese Versprechungen bewerten möchte, muss wohl jeder für sich entscheiden. Torben ist skeptisch, lässt sich aber dennoch auf das Selbstexperiment ein.
Betrugspotential bei fixen Ertragsversprechen
Nachdem Torben seine Daten angegeben hat, wurde er auf eine Seite geleitet, die zwingend einen Einladungscode vorausgesetzt hat. Torben ging also unter anderem bei YouTube auf die Suche und fand einige Videos mit starken Angaben. Ein Creator behauptet, aus 500 USDT, einer Kryptowährung, deren Wert an den US-Dollar gekoppelt ist, über 4.000 USDT gemacht zu haben und würde täglich zum Zeitpunkt seines Videos zwischen 100 und 110 USDT dazu bekommen.
Ein anderer Creator spricht davon, dass die Trades, die auf der Plattform durchgeführt werden, „absolut sicher“ seien, da „Differenzen zwischen den Börsen bestehen“ und „die Plattform diese Differenzen dank der Software im Hintergrund findet“. Zudem könne man „locker 2-8% am Tag machen“.
In einem anderen Video, welches mittlerweile auf YouTube gelöscht bzw. gesperrt wurde, sprach der Creator laut Torben davon, dass man täglich 2-5% Rendite erzielen würde. DCPTG stellt den Nutzern bei einer Einzahlung von mindestens 200 US-Dollar eine Bonuszahlung von 35 US-Dollar in Aussicht. Starten kann man jedoch bereits ab 50 US-Dollar, wofür sich Torben entschieden hat.
Die Daten sind schnell eingegeben und die Zahlung läuft über das TRON-Netzwerk. Dieses hat niedrigere Gebühren als andere Netzwerke und scheint die Transaktionen schnell durchzuführen. Diese objektiv guten Eigenschaften haben jedoch auch zur Folge, dass entsprechend der Daten von TRM Labs allein im Jahr 2023 34,8 Milliarden Dollar für illegale Aktivitäten durch das Netzwerk geleitet wurden. Dies entspräche rund 45% aller illegalen Aktivitäten aus dem Krypto-Bereich.
Die Benutzeroberfläche von DCPTG ist simpel: Es gibt einen Button namens „Quantifizieren“, welchen man drei mal täglich drücken kann. Jedes Mal soll dabei angeblich der Markt durchsucht und ein entsprechend profitabler Trade gefunden werden. Der angebliche Gewinn wird einem kurze Zeit später angezeigt und scheinbar dem eigenen Konto gutgeschrieben. Torben Platzer hat jedoch Zweifel daran, dass diese Trades wirklich so einfach funktionieren und schaut sich die Transaktionen daher genauer an.
DCPTG entpuppt sich als Ponzi-Scheme
Einer der angeblichen Trades den DCPTG für Torben durchgeführt hat war EOS/USDT auf der Plattform KuCoin. Der Kaufpreis soll bei 0,9978 gelegen haben und am 20.03.24 gegen 23:27 Uhr für 1,0108 verkauft worden sein. Torben hat sich den Kursverlauf daraufhin bei KuCoin angesehen und festgestellt, dass der tiefste Kurs bei 0,9992 lag, während der höchste Kurs an diesem Tag bei 1,0055 lag. Mit diesen Werten ist es selbstverständlich nicht möglich, dass der Kurs auf KuCoin niedriger im Ankauf und höher im Verkauf lag und der angebliche Trade auf DCPTG ist frei erfunden.
Torben kann also bereits zu diesem Zeitpunkt aufdecken, dass die angeblichen Trades auf DCPTG so nicht stattfinden können. Außerdem wird nirgendwo eine Transaktionsnummer ersichtlich, die ein guter und überprüfbarer Indikator dafür wäre, dass tatsächlich eine Transaktion stattgefunden hat. Torben geht deshalb davon aus, dass das Geld der Nutzer auf der Plattform von einem Nutzer zum anderen geschoben wird, um den einzelnen Nutzern vorzugaukeln, sie würden Profite machen und hoffen darauf, dass diese Nutzer weiter Nutzer und damit weiteres Kapital in das System spülen.
Diese Masche ist hinlänglich als Ponzi-Schema oder Ponzi-Masche bekannt. Namensgebend dafür war Charles Ponzi, der im 20. Jahrhundert in Amerika internationale Antwortscheine aus Europa für umgerechnet einen Cent kaufte und in Amerika für den derzeitigen Wert von 6 Cent verkaufte. Ponzi warb Kunden an, die ihr Geld in diese Antwortscheine investierten und versprach eine Rendite von 50% in 45 Tagen oder eine Verdopplung des investierten Geldes in 90 Tagen. Wollte ein Kunde seinen Gewinn erhalten, zahlte Ponzi diesen aus den Investitionen anderer Kunden. Das Geschäft lief so gut, dass viele Menschen Ihre Gewinne nicht ausgezahlt haben, sondern direkt reinvestieren wollten. Viele der Kunden verpfändeten auch ihr Haus und andere wertvolle Habseligkeiten, um noch mehr Geld in die Ponzi-Masche und noch mehr Profit zu machen.
In den 1920er Jahren wollte ein Möbelhändler seinen Gewinn ausgezahlt haben, was Charles Ponzi vor Probleme stellte. Einige andere Anleger forderten ebenfalls Ihr Geld zurück und Ponzi hat diese Kunden tatsächlich ausgezahlt. Andere Investoren waren jedoch beunruhigt und das Finanzamt wurde aufmerksam. Ponzi soll rund 15 Millionen US-Dollar von seinen Kunden eingenommen haben und hätte dafür etwa 160 Millionen internationale Antwortscheine kaufen müssen. Das Finanzamt fand jedoch lediglich 27.000 bei Charles Ponzi. Auch die Presse wurde aufmerksam und berichtete von Ponzis Verurteilungen und Haftstrafen für diverse Betrügereien. Letztlich konnten in seinem Büro nur noch 1,5 Millionen US-Dollar sichergestellt werden.
Bei DCPTG ist der Sachverhalt nun ähnlich gelagert. Zahlt der Nutzer 50 USDT ein, kann er 3 mal täglich Trades durchführen und erhält die Stufe „VIP1“. Dafür wird ihm eine Rendite von 1,8 bis 2,3% versprochen. Wirbt der Nutzer nun 3 weitere Leute an, die mindestens 300 USDT einzahlen, darf der Nutzer täglich 5 Trades durchführen mit einer Rendite von 2,3 bis 2,8%. Er befindet sich dann in der Stufe „VIP2“. Diese Stufen setzen sich bis „VIP6“ fort. Für „VIP6“ muss der Nutzer 3 Leute werben, die mindestens 50.000 USDT einzahlen. Der Nutzer wird dafür belohnt, indem er täglich 9 Trades durchführen darf, mit einer Rendite von 4,3 bis 4,8%. „Rendite“ ist dabei aber eigentlich nicht der richtige Begriff. Denn man wird nicht durch gute und rentable Trades belohnt, sondern dafür, dass man frisches Kapital in das System bringt.
Durch diese VIP-Stufen gibt es viele Leute, die für DCPTG werben. Verschiedene Landingpages, Gruppen und Videos konnte Torben ausfindig machen. Er hat die Leute dahinter angeschrieben und nachgefragt, ob diese eine Gruppe haben und wie er beitreten kann. Und obwohl Torben zu diesem Zeitpunkt bereits weiß, dass sein Geld weg sein wird, kauft er sich dennoch in eine Gruppe ein, um die falschen Versprechungen und Praktiken offenzulegen.
Insider Infos aus einer Telegram Gruppe
Um in einer Telegram-Gruppe aufgenommen zu werden, musste Torben 200 Dollar bezahlen und diese Transaktion mit einem Screenshot bestätigen. Die Gruppe existiert zum Zeitpunkt des Videos seit knapp zwei Monaten und hat über 1.000 Mitglieder.
In dieser Gruppe wurden alle möglichen Themen diskutiert. Von dezentralen Kreditkarten, über Krypto-Wallets, die von europäischen Finanzbehörden angeblich nicht verfolgt werden können, bis hin zu alternativen Links für die Plattform, da die App scheinbar immer wieder Ausfälle zu verzeichnen hat, ist alles dabei.
Wenn ein Mitglied der Gruppe postet, dass Anwaltskanzleien vor Anlagebetrug bei DCPTG warnt oder negative Berichte erwähnt, wird sofort gekontert und von „notleidenden Anwälten“ gesprochen. Das die BaFin sich einmischt sei völlig unbegründet und man sollte dem Ganzen keine Aufmerksamkeit schenken.
Auch vergleichen einige Nutzer der Gruppe DCPTG mit Lotto oder dem Rentensystem. Bei Lotto würden jährlich Milliarden verzockt und da rege sich weder ein Anwalt noch die BaFin auf. Und das Rentensystem sei nicht sicher, dennoch müsse jeder Arbeitnehmer einzahlen. Auch das fehlende Impressum auf der Seite der DCPTG wird damit erklärt, dass man ein Impressum in den USA nicht braucht. Wer sich unsicher ist, ob er wirklich investieren möchte, sollte es entweder ganz sein lassen oder auf sein Bauchgefühl hören. Es wird gefragt, ob man glaubt, dass die BaFin wirklich daran interessiert sei, dass die Menschen frei und unabhängig seien. Die BaFin würde auch Lebensversicherungen und Bausparverträge empfehlen und jeder wisse, wie lukrativ diese sind. Außerdem verkauft man ja keine Produkte, weshalb das Ganze auch kein Schneeballsystem oder Ähnliches sein kann.
Beim Schneeballsystem müssen jedoch nicht zwangsläufig Produkte verkauft werden. Dort geht es lediglich darum, dass Teilnehmer ihre Gewinne beinahe ausschließlich dadurch generieren, dass sie neue Teilnehmer rekrutieren, die wiederum Geld investieren. Dafür erhalten sie weder eine Dienstleistung noch ein Produkt.
DCPTG Rabbit Hole
Torben wartet noch immer auf seine Auszahlung. In der Zwischenzeit nehmen die Berichte und Warnungen zu DCPTG weiter zu. Dennoch scheinen immer mehr Leute an der Plattform zu partizipieren. Bei Telegram findet er eine weitere Gruppe mit über 230.000 Mitgliedern. Die Beiträge in der Gruppe werden von mehreren zehntausend Leuten gesehen, weshalb Torben davon ausgeht, dass die Größe tatsächlich real zu sein scheint.
Die Gruppe existiert bereits seit Dezember 2022 und die Beiträge werden scheinbar durch einen Übersetzer geschickt, um in der Gruppe selbst in deutsch veröffentlicht zu werden. Zu verschiedensten Anlässen wird immer wieder mit Prämien und Bonuszahlungen geworben. Als Beweis für die Legitimität von DCPTG werden willkürliche Daten und Auszeichnungen gepostet, bezahlte Yahoo Artikel geteilt, die dann aber teils schon gelöscht wurden, weshalb man auf die Yahoo Startseite umgeleitet wird oder es werden vermutlich gefälschte Dokumente per Screenshot veröffentlicht.
Fazit
Torben Platzer ist verwundert. Er versteht nicht so ganz, wie Leute auf DCPTG hereinfallen können, obwohl der Betrug in seinen Augen so offensichtlich ist. Die angeblichen Trades können recht einfach geprüft und widerlegt werden. In seinem Selbstexperiment war keiner der Trades in irgendeiner Weise möglich, da der Kurs an den besagten Tagen nie so hoch oder niedrig war, dass für die angeblichen Werte bei DCPTG ein Trade hätte stattfinden können.
Torben hat zudem festgestellt, dass die Einzahlungen der Nutzer auf verschiedene Wallets geht. Auch diese lassen sich überprüfen und sind zum Teil gut gefüllt. In einer Wallet von DCPTG lagen zum Zeitpunkt des Selbstexperiments über 800.000 US-Dollar.
Rechtliche Konsequenzen für Beteiligte und Werbende eines solchen Schemas sind nicht auszuschließen. Freiheitsstrafen bis zu zwei Jahren könnten drohen, falls die Beteiligung mit Wissen oder billigender Inkaufnahme erfolgte. Viele Urheber solcher Schemen nutzen Grauzonen, um ihre Geschäfte zu verschleiern. Dennoch ist klar geworden, dass das beworbene KI-Trading-System nicht existiert. Das einzige Produkt sind die Teilnehmer selbst, die durch ständig neu fließendes Geld das System am Laufen halten.
Torben Platzer beleuchtete das riskante und dunkle Geschäft hinter vermeintlich lukrativen Arbitrage Angeboten im Kryptowährungsbereich. Die Versprechungen von schnellen und hohen Renditen entpuppen sich oft als leer. Der Schwerpunkt liegt vielmehr auf der Rekrutierung neuer Teilnehmer statt auf realen Investitionen. Dieser Einblick warnt eindringlich vor der Teilnahme an solchen Systemen und mahnt zur Vorsicht. Es ist entscheidend, stets wachsam zu sein und Angeboten, die zu schön klingen, um wahr zu sein, mit einer gehörigen Portion Skepsis zu begegnen.