Copy Trading Erfahrungen: Schnell reich oder ruiniert?

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Der Einstieg ins Copy Trading Experiment

Torben Platzer hat 10.000 Euro in die Hand genommen, um die Praxis des Copy Tradings auszutesten. Zwei Monate lang hat er automatisch sämtliche Transaktionen des besten Traders der Plattform kopiert, um zu schauen, wie profitabel das Kopieren der Trades wirklich ist.

Realität des Trading-Marktes

Viele stellen sich das Trading oft als eine einfache und schnelle Art des Geldverdienens vor. Oftmals denken sich unerfahrene Trader, dass der schnelle Profit wie bei dem Film “Wolf of Wall Street” möglich sei und man lediglich ein paar Graphen im Blick behalten und “lesen” muss. Die harte Realität ist jedoch, dass 80 bis 90% der Trader Geld verlieren. Dieser Wert lässt sich recht leicht ermitteln, da regulierte Broker von der Bafin verpflichtet sind, diese Angaben nicht nur zu offenbaren, sondern auch aktuell zu halten. 

Das bedeutet jedoch nicht, dass Trading generell nicht profitabel sein kann, es sollte jedoch als das verstanden werden, was es ist: Ein Null-Summen-Spiel. Der Verlust des Einen ist der Profit des Anderen. Trading ist ein hart umkämpftes Feld, in dem die erfolgreichsten Trader über jahrelange, wenn nicht, jahrzehntelange Erfahrung verfügen und den Markt wortwörtlich studiert haben. 

Dadurch kann Copy Trading jedoch auch naheliegend und sinnvoll erscheinen. Wenn man einen erfahrenen und erfolgreichen Trader einfach kopieren kann, sollte der Profit schließlich sicher sein. In einem früheren Video hat Torben bereits die potenziellen Haken beleuchtet, die beim Copy Trading auftreten können. Durch sein neuestes Selbstexperiment möchte er nun jedoch noch näher anhand von Praxisbeispielen auf diese Haken eingehen.

Erfahrungen und Herausforderungen

Torben nutzte für sein Experiment erneut die Neo-Broker Plattform „NAGA„. Einerseits natürlich weil er diesen Broker bereits kennt und in der Vergangenheit für sein Experiment genutzt hat und andererseits, weil verschiedene Finanz-Influencer NAGA ebenfalls bewerben.

Bei der Auswahl des Traders, welchen Torben kopieren möchte, schaute er sich zuerst die verwendeten Filter an. Vorausgewählt ist der Filter “Realisierte Gewinne”. Angezeigt werden in der Filteransicht neben dem Benutzernamen des Traders auch die Gewinnsumme und die Trefferquote. Torben gibt an dieser Stelle jedoch schon den Hinweis, dass diese Angaben irreführend sind.

Torben wechselte auf die Filteransicht “Gewinne für Kopierer”, da dieser Filter für sein Selbstexperiment sinnvoller erscheint. Nachdem er sich die verschiedenen Zeiträume angeschaut hatte, entschied sich Torben für einen Trader, welche in jedem gewählten Zeitraum kontinuierlich auf Platz 1 stand. Der Trader soll über 76.000 Dollar Gewinn realisiert haben, während über 1.000 Autokopierer mehr als 1,8 Millionen Dollar Gewinn realisiert haben sollen.

Torben beleuchtet in seinem Video auch, dass dieser erfolgreiche Trader zum Zeitpunkt des Videos noch 21 Trades offen hat, welche einen Verlust von 2.800 Dollar bedeuten würden. In diesem Zusammenhang erwähnt er, dass man immer auf die offenen Trades schauen sollte, da sich der realisierte Gewinn ausschließlich auf geschlossene Trades bezieht. Der Trader investiert im Durchschnitt circa 940 Dollar pro Trade und macht zwei bis drei Trades täglich. 

Auf die letzten 30 Tage gerechnet hat der Trader seine Trades jedoch fast 4 Tage gehalten. Dadurch entstehen auf der Plattform zusätzliche “Swap-Gebühren”. Dabei handelt es sich um die Zinsdifferenz zwischen den Währungen des Paares, welches gehandelt wird. Diese Gebühr wird für sämtliche Positionen erhoben, die über Nacht gehalten werden. 

Anfangs folgte Torben Platzer dem Rat der vom Broker bereitgestellten Künstlichen Intelligenz und kopierte den Trader mit 25% seiner Einlagen. 

Ergebnisse nach 4 Wochen Copy Trading

Einen ersten Zwischenstand gab Torben nach vier Wochen. Zuerst weist er darauf hin, dass er die Benachrichtigungen der App deaktiviert hat, da NAGA jedes Mal eine Mitteilung ausspielte, wenn ein Trade gemacht wurde. Dies war für Torben pauschal nicht störend, verleitete ihn jedoch dazu, sich die Trades genauer ansehen zu wollen. Da es jedoch im Dashboard der NAGA App auch eine Wochenansicht gibt, nutzt Torben diese, um die vergangenen vier Wochen unter die Lupe zu nehmen.

In der ersten Woche wurden 23 Trades geschlossen und ein Gewinn in Höhe von 326,02 Dollar realisiert. In Woche zwei wurde durch 30 geschlossene Trades ein Gewinn von 487,62 Dollar umgesetzt. In Woche drei brach diese Performance jedoch etwas ein. Es wurden nur 20 Trades geschlossen und der Gewinn lag bei etwas mehr als 50 Dollar.

Dann entschied sich Torben für das Selbstexperiment zu einem Schritt, welchen er niemandem empfiehlt: Er kopierte den Trader anstatt wie vorher zu 25%, jetzt zu 50%. Seine Intention dahinter war, dass er sich vorstellen kann, dass unerfahrene Trader so handeln könnten, wenn sie, wie er, in den ersten Wochen stets profitable Zahlen sehen. Diese Trader könnten schnell auf den Gedanken kommen, wenn der Einsatz höher ist, fällt auch der Gewinn höher aus. 

Nun entstand jedoch ein Problem für Torbens Selbstexperiment: Durch die größeren Einsätze bei den Trades wurde mehr Kapital gebunden. Gleichzeitig ließ der Trader auch zahlreiche Trades über einen längeren Zeitraum offen. Scheinbar, da sich die Kurse nicht so entwickelt haben, wie der Trader gedacht oder gehofft hat. Trotzdem wurden regelmäßig neue Trades durchgeführt, wodurch das verfügbare Kapital von Torben immer knapper wurde. Zu diesem Zeitpunkt waren 27 Trades offen mit einem Verlust von 2.400 Dollar. Gleichzeitig hatte er nur noch rund 2.200 Dollar für weitere Trades zur Verfügung. 

Sein “Margin-Level” war orange und lag bei 135%. Das Margin-Level signalisiert, wie gut anhand des verfügbaren Kapitals die Eröffnung und Aufrechterhaltung einer gehebelten Handelsposition realisiert werden kann. Ist das Margin-Level im roten Bereich, realisiert NAGA nicht mehr jeden kopierten Trade. Fällt das Margin-Level unter 100%, schließt NAGA sogar die Positionen, die zu diesem Zeitpunkt die schlechteste Performance, also den größten Verlust vorweisen. Dies dient natürlich dem Schutz des Nutzers, sorgt aber dafür, dass man komplett von der Trading-Strategie des kopierten Trades abweicht. 

Um das Margin-Level wieder auszugleichen, hat Torben nochmal 1.000 Euro eingezahlt und ist wieder auf 25% beim Copytrading heruntergegangen. Er weist nochmals darauf hin, dass die realisierten Gewinne in der Auswahl der Trader, welche man kopieren möchte, eine Irreführung darstellen können. 

Um zu verdeutlichen, weshalb man sich nicht nur auf die Darstellung des realisierten Gewinns verlassen sollte, zeigt Torben einen anderen Trader, welcher in den letzten 6 Monaten einen Gewinn von 230.000 Dollar realisiert hat. Dieser Trader hat 174 Autokopierer. Anders jedoch als bei dem Trader, welchen er kopiert, haben diese 174 Nutzer einen Gesamtverlust von über 40.000 Dollar. Schaut man sich die offenen Trades dieses Traders an, erfährt man sofort, dass ganze 13 Trades offen sind mit einem Gesamtverlust von über 300.000 Dollar. Torbens Vermutung ist daher, dass vielen Autokopierern das Kapital ausgegangen sein wird und durch ein Margin-Level unter 100% NAGA zum Schutz der Nutzer entsprechende Trades geschlossen hat.

 Weiter vermutet Torben, dass dieser Trader nur durch den Kopierbonus, welchen NAGA jedes mal zahlt, wenn ein Trade kopiert wird, im Plus ist. Dies trifft ebenfalls auf viele Finanz-Influencer zu, welche von Ihrer jeweiligen Community kopiert werden. Torben gibt zu bedenken, dass eine Erfolgsquote von über 90% nicht zwangsläufig auf eine effektive Handelsstrategie hinweist, sondern lediglich, dass profitable Positionen geschlossen und verlustreiche Positionen offen gehalten werden.

Lehren aus dem Copy Trading Experiment

Einige Wochen später gibt Torben weitere Ergebnisse bekannt. Zu diesem Zeitpunkt hatte er 28 offene Positionen mit einem Verlust von über 4.200 Euro. Das Margin-Level ist erneut orange. 

Torben gibt zu Bedenken, dass es essentiell wichtig ist, den Markt selbst zu beobachten und seine Positionen gegebenenfalls selbst zu schließen. Denn obwohl er den augenscheinlich besten Trader der Plattform kopiert hat, ist es mit dem vergleichsweise deutlich kleineren Kapital kaum möglich, mit den Trades mitzuhalten. Während das eigene verfügbare Kapital durch jeden Trade schrumpft, profitiert der kopierte Trader jedes mal von dem Kopierbonus. 

Dieser variiert je nach VIP-Level des Traders und der gehandelten Asset-Klasse. Der Bonus kann dabei bis zu 1,20 Dollar pro kopiertem Trade betragen. Je mehr Autokopierer ein Trader also hat, desto mehr frisches Kapital hat er nach jedem neuen Trade zur Verfügung. 

Als Rechenbeispiel nimmt Torben die 437 Autokopierer eines Traders und rechnet mit dem geringstmöglichen Kopierbonus. Pro Trade erhält dieser Trader fast 140 Euro. Bezieht man mit ein, dass der Trader im Schnitt um die 3 Trades täglich macht und rechnet das auf einen Monat hoch, bekommt der Trader dank seiner Autokopierer zusätzliche 11.800 Euro im Monat. Auf der geringsten Bonusstufe.

In der letzten Woche seines Selbstexperiments hat Torben jedoch Glück. Mit 34 geschlossenen Trades und einem Gewinn von über 550 Dollar war er nicht mehr gezwungen, weiteres Geld in sein Konto einzahlen zu müssen, um das Margin-Level hochzuhalten. Zum Ende hin hatte Torben einen Gewinn von 2.461,57 Euro. Diese Summe beinhaltet aber natürlich nur die geschlossenen Trades. Rechnet er die noch offenen Positionen mit ein, 13 Trades mit einem Verlust von 830,83 Euro, würde sein Profit auf 1.630,74 Euro schrumpfen. Die Gewinne müssen dann allerdings noch versteuert werden. Da der Prozentsatz jedoch anhand verschiedener Faktoren variiert, lässt sich keine definitive Aussage dazu treffen und Torben empfiehlt, einen Steuerberater zu konsultieren.

Fazit

Mit Blick auf die Gebühren lohnt sich Copy Trading kaum für Kleininvestoren. Jeder kopierte Trade kostet bei NAGA pauschal 99 Cent. Bei Gewinnen über 10 Euro werden nochmals 5% des Gewinns fällig. Hält man seine Position länger als einen Tag, fallen noch Swap-Gebühren an. Bei einem Trade von Torben waren bei 22 Euro Gewinn ganze 7,21 Euro an Swap-Gebühren fällig. 

Durch das geringere Kapital bei Kleinanlegern ist das Kopieren mit 25% zu risikoreich, gleichzeitig würden aber die Gebühren den Gewinn deutlich schmälern, wenn nicht sogar ganz zerstören, wenn man beispielsweise nur mit 5% kopiert. 

Copy Trading ist nicht einfach nur ein Knopfdruck, der das Geld vermehrt. Es birgt erhebliche Risiken, da man stark von den Entscheidungen eines anderen abhängig ist. Torben Platzer empfiehlt, statt echtem Geld zunächst mit einem Demokonto zu starten und den Markt sowie die Mechaniken zu verstehen.

Copy Trading kann unter Umständen profitabel sein, jedoch müssen die Risiken und die Abhängigkeit von den Strategien anderer Trader gründlich bedacht werden. Es ist wichtig, genügend Wissen und Verständnis des Marktes zu haben, bevor man sich auf solche automatisierten Handelssysteme einlässt. Dieses Experiment zeigt die Bedeutung von Umsicht und Bildung im Bereich des Tradings.

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